Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Heinz 7 Am: 17.08.2017 12:40:57 Gelesen: 586106# 223@  
@ 10Parale [#222]

Vielen Dank für die Anerkennung ("genialer Beitrag"). Ich habe mir viele Stunden den Kopf zerbrochen (auch schon in früheren Jahren), welcher Ansatz denn wohl der Beste sei und mir die Daten zusammengesucht, bin aber selber mit dem Ergebnis meiner Studien sehr zufrieden. Ich denke, der Ansatz:

1. Umrechnung des Wertes x in CHF
2. Aufrechnung des Wertes x mit Verzinsungsfaktor p=3 (3 %) für 1900-1999 bzw. p=0.4 (4 %o) für die Jahre 2000-2016 ist einfach und richtig (für die Schweiz).

Ich kenne die Studie von Altmeister Lindenberg sehr gut und habe diese Fleissleistung an anderem Orte auch bereits gewürdigt. Sie zeigt auch tatsächlich Interessantes & Erstaunliches. Trotzdem möchte und kann ich im Moment nicht vertieft darauf eingehen, weil:

a) die Jahre 1890-1905 sind Daten-mässig meines Wissens auf deutlich "dünnerem Eis", als die Jahre danach. Ich wüsste zur Zeit nicht, wie ich die Jahre 1890-1900 bewerten und aufrechnen sollte. Ich habe weder abgesicherte Umrechnungskurse (Fremdwährungen) noch Zinssätze "greifbar"
b) Lindenberg stützte sich bei seinen Arbeiten auf den Senf 1893, die zweite Ausgabe dieses Kataloges! Darin waren noch einige Unsicherheiten MEHR enthalten als im gleichen Katalog 20 Jahre später!

Ein wichtiges Problem ist die Zuteilung von Katalogpreisen für sehr seltene Marken, besonders bei Unikaten. Wie soll diese Marke bewertet werden? Nehmen wir als Beispiel die Marke der 81 Parale mit rotem Stempel (Beitrag [#124]). Diese Marke ist meines Wissens erst dreimal verkauft worden (2 x via Auktion) in den letzten 159 Jahren seit ihrer Herstellung! Wenn nun bei diesen Gelegenheiten der Wettbewerb nicht so heftig war, dann wurde die Marke vielleicht zu günstig verkauft? - Anderes Beispiel: wenn eine Marke EINMAL sehr teuer bezahlt wurde, bei späteren Verkäufen dann aber nur noch (deutlich) weniger einbrachte, sollte dann der Katalogpreis auf das neue Niveau gesenkt werden? - Diffizile Frage! - Viele Kataloghersteller "glätten" die Ergebnisse etwas aus; generelle Aussagen sind aber fast unmöglich.

"Der Markt" ist also grundsätzlich sicher der einzig "legitime" Bewertungsmass-Stab, nur gibt es zeitweise für bestimmte Gebiete über längere Zeitspannen keine (neuen) Marktdaten. Dann ist die Kunst gefragt, trotzdem eine einigermassen gerechte Wertfindung festzulegen. Gewisse Raritätenhändler oder Auktionatoren konnten dies meisterhaft! Sehr oft wurden die "allgemein akzeptierten Wert-Schätzungen" an konkreten Auktionen dann verblüffend gut bestätigt.

Im XX. Jahrhundert hatten die Philatelisten immerhin drei wirklich gute Gelegenheiten, das allgemeine Preisgefüge wieder einmal weltweit zu vergleichen, als die drei gewaltigen weltweiten Sammlungen von Ferrary, Caspary und Burrus versteigert wurden. Seither gab es aber keine solchen gleichzeitigen Anlässe mehr, und wir müssen uns mit mehr Einzelverkäufen ein Gesamtbild bauen (viele Mosaik-Steinchen ergeben auch wieder ein Gesamtbild).

Freundliche Grüsse
Heinz
 
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