Thema: Ganzsachen mit privaten Zudrucken
wuerttemberger Am: 19.08.2017 16:04:46 Gelesen: 161838# 265@  
@ Cantus [#264]

Eigentlich dürfte das gar kein Spezialwissen sein. Ursache für dieses "Mißvertändnis" ist die vollkommen vermurkste Katalogisierung im Michel. Es ist wohl beispiellos, dass Ausgaben eines Gebietes nicht in denselben geführt werden, sondern nach den Gesichtspunkten des Wertstempelmotivs in einem anderen Gebiet auftauchen. Allerdings waren sie dort auch gültig, wurden dort aber praktisch nicht verwendet.

Ein nettes Beispiel ist auch die seltene P76 - 2 Pfennig Germania. Diese wurde 1908 herausgegeben - immerhin wurde die 2 Pfennig Portostufe bei der Reichspost schon 2 Jahre früher abgeschafft - und hatte auf dem Gebiet der Reichspost gar keine Funktion. Es wird die ergänzende Information geliefert, dass diese Karte nur in einigen württembergischen Orten Verwendung gefunden hätte. Das ist korrekt und diese Karte ist ohne Zusatzfrankatur gebraucht eine Großrarität, weil nur wenige Wochen möglich. Die Schlußfolgerung, dass es sich um eine württembergische Ausgabe handelt wird allerdings nicht gezogen.

Immerhin schafft es die Michelredaktion die Germaniamarken in Danzig, als dort schon eine eigene Postverwaltung existierte, als Vorläufer zu katalogisieren. Es existiert für dieses Gebiet allerdings auch eine sehr aktive Sammlerschaft.

Wäre diese fehlerhafte Katalogisierung wenigstens konsequent, dann würde mich das ein wenig trösten, aber sie schaffen es den Katalogbenutzer vollkommen zu verwirren. Nach Ende des Postregals 1920 wurden die Dienstmarken mit "Deutsches Reich" überdruckt. Diese sind auch unter Deutsches Reich katalogisiert. Die nachfolgenden Ausgaben ohne Überdruck werden wieder unter Württemberg geführt. Bei den Ganzsachen sind alle Ausgaben mit oder ohne Überdruck unter Deutsches Reich katalogisiert.

Wie wäre es denn, wenn man im Michel einen Absatz fände, der da lautet: Deutsches Reich - Ganzsachen für das Königreich Württemberg?
Der Satz muß lauten: Germania: Ausgaben der württembergischen Postverwaltung. Danach müßte die Auflistung der Ganzsachen folgen, die von Württemberg herausgegeben wurden. Ich glaube nicht, dass die Michelredaktion so einer Aufgabe gewachsen ist.

Pikanterweise folgt die Nummerierung der Postanweisungsumschläge mit Germaniawertstempel der Nummerierung der württembergischen Umschläge. Die Ursache ist, dass Postanweisungsumschläge (AU) und Drucksachepostkarten (DRP) einmal direkt unter Württemberg katalogisiert waren. Zwar wieder etwas halbherzig ganz am Schluß des Gebietes und nicht unmittelbar bei den Ganzsachenarten, aber immerhin sachlich richtig. Irgendwann nach 1979 kam jemand auf die Schnapsidee diese Ausgaben ins Deutsche Reich zu verschieben.

Die Katalogisierung von Württemberg ist so verkorkst, dass sie einer postgeschichtlichen Geisterfahrt gleicht. Ich habe mit diesem Anliegen die Michelredaktion noch nicht belästigt und werde das ganz sicher auch nicht mehr versuchen nachdem ich schon mit anderen Anliegen nichts bewirken konnte. Die Antworten waren so, dass ich überzeugt davon bin, dass ich jegliche weitere Diskussion auch mit unseren Zwergkaninchen hätte führen können.

Gruß

wuerttemberger
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/1674
https://www.philaseiten.de/beitrag/159780