Thema: (?) (11) Altdeutschland Sachsen: Mi. 1 -- 3 Pfennige rot
Markus Pichl Am: 28.08.2017 21:02:38 Gelesen: 10528# 5@  
Marken von Platte IV

Am 19. Dezember 1850 erfolgte die fünfte Bestellung, sie belief sich auf 60.000 Marken.

Als frühestes bekanntes Verwendungsdatum wird der 30. Januar 1851 angegeben.

Bei dieser Druckplatte setzte man wieder das sächsische Liniensystem.

Nachstehend ein Exemplar von Bogenfeld 2 (Bildquelle Auktionshaus Felzmann), welches an den für diese Bogenposition möglichen drei Seiten eindrucksvoll alle Trennlinien zeigt. Die Bogenposition ergibt sich aus bestimmten Feldmerkmalen, auf die ich später in einem entsprechenden Thema "Rekonstruktion eines Bogen der Platte IV" eingehen werde.



Wie in den beiden vorhergehenden Beiträgen am Bogen der Platte III und den schematisch dargestellten Liniensystemen erkennbar ist, gab es an den Seiten zum Bogenrand keine Trennlinien. Somit geben bei breitrandigen Marken sichtbare Trennlinien oftmals schon den ersten Hinweis auf eine bestimmte Bogenreihe oder es kann eine bestimmte dann ausgeschlossen werden. Ein besonderer Reiz liegt bei den Sachsendreiern darin, die exakte Bogenposition bestimmen zu können.

Marken von Platte V

Der Absatz der Marken war groß und so wurden am 22. Februar 1851 weitere 40.000 und am 3. April 1851 sogar 80.000 Stück mit der 6. bzw. 7. Bestellung in Auftrag gegeben. Diese insgesamt 120.000 Stück rechnet Georg Bühler der Platte V zu. Als frühestes Verwendungsdatum wird der 17. März 1851 für solche angegeben. Die Druckplatte selbst setzte sich wohl aus neuen und schon in Platte IV eingesetzten Bleiklischees zusammen.

Die nachstehende Marke stammt von Bogenfeld 7 und zeigt uns an allen vier möglichen Seiten Teile der Trennlinen im sächsischen Liniensystem. Die Marke befindet sich auf der Vorderseite einer von Oschatz nach Borna beförderten Streifband-Drucksache. Die Entwertung der Marke erfolgte mittels dem Einkreisstempel in blauer Stempelfarbe, welcher auf dieser leuchtend farbfrischen Marke besonders kontrastreich wirkt. (Bildquelle Auktionshaus Felzmann)





Marken von Platte VI

Am 17. Juni1850 erfolgte eine 8. Bestellung, diese belief sich auf eine Menge von 40.000 Stück. Zum Druck der Marken wurde abermals eine neue Druckplatte zusammengestellt, wie sich durch die Forschungsarbeit von Georg Bühler erwies. Als frühestes Verwendungsdatum wird der 23. Juni 1851 benannt.

Das nachstehende riesenrandige Exemplar aus linker unterer Bogenecke wurde mit dieser letzten Druckplatte gedruckt und zeigt Feldmerkmale, welche keine der Marken aufzeigt, die in den vorhergehenden Druckplatten als linkes unteres Eckrandstück, sprich Bogenfeld 16, bestimmt werden konnten. Bühler nannte diese Bogenecke ein "aufschlußreiches Beweisstück". Auch das Verwendungsdatum vom 14.Juli.1851 dient hier als ein wichtiger Hinweis.



Die Marke befindet sich auf dieser Drucksachensendung (Adresschleife nicht mehr vorhanden) und wurde im Dezember 1985 beim Auktionshaus Heinrich Köhler für DM 100.000.- zugeschlagen (ex Sammlung Boker). Ein außerordentliches Liebhaberstück und wichtiges Beweismittel, für die Rekonstruktion der Sachsendreier-Bogen.



Insgesamt wurden somit 500.000 Sachsendreier bestellt und gedruckt und am 31. Juli 1851 wurde der Verkauf selbiger eingestellt. Von den einzelnen Postanstalten wurden 20.282 Stück an die Post-Hauptkasse zurückgereicht, welche zusammen mit den dort noch lagernden 16.600 Stück am 10. Dezember 1851 verbrannt wurden. Noch beim Publikum befindliche Marken, konnten weiterhin verwendet werden. Vermutlich ist ein Großteil der Marken, die verbrannt wurden, denen zuzuordnen die mit der VI. Platte gedruckt wurden. Dies zeigt sich auch im Aufkommen am Markt, Marken der Platte VI. werden nur selten angeboten und stellen auch in meinem Bildarchiv, im Verhältnis zu Marken der anderen Platten, die geringste Stückzahl dar.

Von den einst 463.118 verkauften Exemplaren, sind heute nicht mehr viele vorhanden. Das größte Bildarchiv soll 2.500 verschiedene Exemplare umfassen. Geben wird es schon noch ein paar mehr, aber wie viele genau, weiß keiner. Die Marken klebten meist auf Drucksachensendungen und zwar übergehend von der Adressschleife auf das gedruckte Papier selbst. Beim Öffnen einer solchen Sendung, wurde die frankierte Marke oftmals in zwei Teile gerissen. Das sieht dann z.B. so aus, wenn sich auf einem Stück Papier einer Drucksache nur noch ein Teil einer Marke befindet:



Die Adressschleife wurde oftmals weggeworfen, hingegen der Drucksacheninhalt eher aufgehoben wurde (aus nichtphilatelistischen Gründen). Unter den heute noch vorhandenen Marken befinden sich auch solche, die aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt wurden. Solche restaurierten (alternative Wortwahl: reparierten oder verfälschten) Stücke sind aber mit den bekannten Prüfungsmethoden erkennbar. Auch bei dieser Markenausgabe richtet sich der Handelswert letztendlich nach der Qualität, Nachfrage ist in jedem Fall am Markt vorhanden. Zugegeben, die vorstehend gezeigten Stücke sind selbstverständlich begehrenswerte Ausnahmestücke oder gar seltenste Einheiten.

Damit sich jeder Leser eine bessere Vorstellung von der Größe der Sachsendreier machen kann, was ohne Vergleich an den recht großen Bildern schwierig ist und durchaus habe ich schon den einen oder anderen diesbezüglich überraschten bzw. erstaunten Sammler erlebt, der erstmalig einen Sachsendreier in Natura gesehen hatte, habe ich das nachstehende Bild erstellt. Alle drei Marken sind jeweils 3200 dpi Bildauflösung eingescannt und die Proportionen stimmen. Links oben im Bild eine sogen. "großformatige Marke" von Platte II (Bogenfeld 20, die Marke ist oben und rechts oben etwas ausgebessert) und links unten die zuvor schon gezeigte sogen. "kleinformatige Marke" von Platte VI (Bogenfeld 9), rechts daneben habe ich eine für viele Sammler bekannte Sondermarke der Deutschen Bundespost zum Tag der Briefmarke aus dem Jahre 1978 gesetzt.



Bei der Rekonstruktion eines Bogen der VI. Platte konnte Herr Bühler mangels Quantität von geeigneten Vorlagen, die aus dieser Druckauflage stammen, die Bogenfelder 1 bis 4 und 15 nicht mit Marken besetzen. Auch musste Herr Bühler in der Platte I zwei Felder offen lassen, was selbstverständlich keinerlei Kritik meinerseits an seinem Werk darstellt. Zwischenzeitlich konnte aber das eine oder andere Feld in den besagten Platten mit passenden Marken besetzt werden - hierzu dann später mehr, in den entsprechenden Themen.

Beste Grüße
Markus
 
Quelle: www.philaseiten.de
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