Thema: (?) (36) (45) Deutschland / Frankreich: Der Krieg von 1870/71
hettel Am: 12.09.2017 17:50:31 Gelesen: 21536# 23@  
Auch von mir einen kleinen Beitrag zur bayrischen Feldpost während des Krieges 1870/71

Kurzer historischer Abriß:

Der Ausgang des Deutsch-Dänischen Krieges 1866 erregte in Frankreich bitteren Neid gegenüber Deutschland. Preußen seinerzeit schürte gegen Frankreich eine feindliche Stimmung hinsichtlich der Politik Napoleons III. in der luxembourgischen Frage von 1867 und der Unternehmung Napoleons II. in Mexiko. Ein Vorwand zum Kriege gegenüber Preußen war gefunden, als am 3.7.1870 die Kandidatur des Erbprinzen Leopold von Hohenzollern auf den spanischen Königsthron bekannt wurde. Frankreich beanstandete diese Kandidatur. Um den Frieden nicht zu gefährden, verzichtete der Erbprinz am 12.7. auf die spanische Königswürde. Die französische Regierung in Vertretung des Gesandten Benedetti erklärte daraufhin der preußischen Regierung, dass Frankreich einer hohenzollerischen Kandidatur auf den spanischen Thron - auch unter Androhung eines Krieges - niemals gestatten werde. Dieses Ansinnen wurde durch König Wilhelm von Preußen zurückgewiesen. Am 18.7.1870 übergab Frankreich durch den Gesandten Le Gourd Preußen die Kriegserklärung.

Für Bayern ordnete König Ludwig II. bereits am 16.7.1870 die Generalmobilmachung an. Neben Bayern war die gesamte deutsche Heereskraft vertragsmäßig unter dem Oberbefehl des Königs von Preußen aufgeboten. Am 19.7.1870 erfolgten die ersten Kämpfe im Elsaß und Lothringen. Napoleon III. wird am 2.9.1870 im Schloss Bellevue bei Sedan durch König Wilhelm gefangen genommen. Neben Bayern, welches am 23.11.1870, traten auch alle deutschen Länder dem Norddeutschen Bund bei. Am 18.1.1871 erfolgt durch Bismarck die Kaiserproklamation im Schloss Versailles bei Paris. Historisch gesehen stellt dieser Tag auch die Gründung des Deutschen Reiches dar.

Befehlshaber für die bayrischen Truppen waren:

1. Bayrisches Armeekorps - General der Infanterie von der Tann-Rathmanshausen
2. Bayrisches Armeekorps - General der Infanterie - von Hartmann

Die Armeen unterstehen jetzt dem preußischem Generalstab. Am 16.2.1871 kapituliert Frankreich, am 26.2. werden die Friedenpräminilarien in Versailles unterzeichnet und am 1.3. nimmt die deutsche Nationalversammlung den Friedensvertrag an.

Die Beförderung der Feldpost erfolgte größtenteils mit Pferdegespannen, mit Meldereitern und teilweise auch mit der Bahn. Die Feldpost war innerhalb Bayerns kostenfrei. Feldpost nach Drittstaaten wurde bis zur Außengrenze Bayerns kostenfrei transportiert, dann musste die Sendung jedoch portogerecht
freigemacht werden.



Eine Feldpostkarte vom 17.9.1870 vom II. bayrischem Armeekorps, der 1. Division und der 1. Infanterie-Kompagnie nach Straubing, welche am 24.9.1870 den Empfänger erreichte. Dieser Truppenteil kam aus Sedan, wo Napoleon III. kapitulierte und war zum angegebenen Zeitpunkt in der Nähe von Paris stationiert. Für die beiden Armeen wurden mit Feldpost gekennzeichnete Karten verausgabt.

Das bayrische Feldpostwesen lässt sich bis in den 30-jährigen Krieg zurückverfolgen. Der erste Einsatz der Feldpost während der Zeit der Markenausgabe fällt in die Zeit des Kurhessischen Verfassungsstreites vom 1.11.1850 bis August 1851. Im Jahre 1868 wurde eine Feldpostinstruktion erarbeitet.

Beim Generalkommando des I. und II. kgl. bayr. Armeekorps bestand je ein Feldpostamt, bei jeder der 4 beteiligten bayrischen Infanterie-Divisionen je eine Feldpostexpedition.

Folgende Feldpost-Relaisstationen wurden während des Krieges errichtet:

Nancy - vom 7.9.1870 bis 27.6.1871
Weissenburg vom 31.10.1870 bis 31.3.1871
Corbeil - Datum der Errichtung z.Zt. ungeklärt - bis 29.3.1871 und von dort nach
La Fertè verlegt - tätig bis 27.6.1871
Epernay - vom 3.11.1870 bis 12.11.1870 nach
Nogent-d`Artaud verlegt und am 10.12.1870 weiterverlegt nach
Lagny und dort bis zum 15.7.1871 tätig.

In Lagny war auch das norddeutsche Feldpostrelais Nr. 49 tätig.

Am 1. bzw. 15.7.1871 wurden die Feldpostexpeditionen aufgelöst. In Frankreich verblieb nach Kriegsende nur eine Feldpostexpedition, die zusammen mit preußischen Feldpostbeamten den Postdienst der Okkupationsarmee bewerkstelligte. Diese Expedition blieb bis zum 5.8.1873 in Betrieb.



Bei dieser Feldpostkarte, gerichtet an den Herrn Regierungsassecor Haectiel, Wohlgeboren, in Ansbach im Gasthof zur Krone, ist dem Schreiber offensichtlich ein Fehler unterlaufen:

Die Karte wurde in Nancy (Stempel auf der Rückseite) aufgegeben. Dort war das II. bayrische Armeekorps mit der III. bayr. Division stationiert. Ein III. Armeekorps existierte nicht. Rätselhaft bleibt auch, aus welchem Grund die Karte an das 1. köngl. - preußische Feldpostrelais weitergeleitet wurde. Am 19.9.1870 erreichte die Karte den Empfänger.

Hier noch ein Charge-Brief vom 17.8.1870 nach Regensburg. Ankunft dort war der 25.8.1870.


 
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