Thema: (?) (49/58/64) Briefträgerstempel
Eilean Am: 25.09.2017 09:35:29 Gelesen: 37811# 29@  
Ich hatte zuletzt, dass Glück, mit einem Berliner Taxifahrer zu sprechen, der jahrzehntelang in Belin Telegramme und Eilbriefe zugestellt hatte.

Ich bin mit den Berliner Örtlichkeiten nicht vertraut, berichte aber aus der Erinnerung:

Er war im FA (Fernmeldeamt) 1 / Winterfeldplatz und sein Zustellgebiet war ganz Berlin West. Tagsüber habe man sich noch in etwa aufteilen können nach den Ortsteilen, nachts aber war ganz Berlin West zuzustellen.

Es gab die Maßgabe, 10 Eilbriefe pro Stunde zuzustellen, zzgl. der Anfahrtszeiten. Telegramme sollten binnen 1 Stunde zugestellt sein, Eilbriefe, die am Vormittag hereinkommen bis zum Ende des Vormittags, Eilbriefe nachmittags am gleichen Tag. Wer also einen Eilbrief bis 11.30 in die Post brachte, hatte gute Chancen, dass dieser sofort weiterging.

Wie erfolgte der Ablauf? Man bekam die zuzustellenden Eilbriefe, stempelte diese in der Maschine mit "FA 1" und dem Minutenstempel. Das passierte automatisch, man legte die Briefe nur ein.

Dann stempelte man seinen Briefträgerstempel gleich vor Ort mit einem Handstempel. Mein Taxifahrer war die Nr. 13 in Berlin. Diese Nummer behielt er durchgehend. Die Stempel waren bei der Auflösung des Dienstes zurückzugeben.

Es gab einen Aufseher, dem man bei Beschwerden Rede und Antwort zu stehen, der auch Briefe kontrollieren durfte, ob der Briefträger alles ordentlich gestempelt hatte inkl. seines Briefträgerstempels, und der auch kontrollierte, ob man die Vorgaben der Anzahl zustellte.

Wer also weniger zustellen wollte, nahm sich Briefe, bei denen die Anfahrtszeit lange war. Wenn man nicht zustellen konnte, war man im Fokus dieses Aufsehers, was nicht gern gesehen war. Man versuchte also soweit wie möglich nicht mehr mit dem Brief in der Hand zurückzukommen.

Aus München kann ich das bestätigen. Briefe mit 2 oder mehr Briefträgerstempeln sind nochmal seltener.

Für mich neu war, dass der Briefträger schon in der Poststelle stempelte als Nachweis, dass er zuständig ist für die Zustellung.

Es ist schon schade, dass man nach einem ganzen Arbeitsleben als Taxifahrer weiterarbeitet, aber so bekam ich doch einige Informationen hierzu.

Beste Grüße
Andreas
 
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