Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 23.05.2009 20:13:04 Gelesen: 1307692# 237@  
«Schwarzer Einser« beflügelte Post - Erste Briefmarke im Museum für Kommunikation

Von Wolfgang Heilig-Achneck

Nürnberger Nachrichten, Nürnberg (20.05.09) - Ausgerechnet das bäuerliche Bayern hatte die Nase vorn: Mit dem «Schwarzen Einser« brachte die Königlich-Bayerische Post vor genau 150 Jahren die erste Briefmarke in Deutschland heraus. Im Nürnberger Museum für Kommunikation sind einige Prachtstücke zu bewundern.

Es ist wohl kein Zufall, dass das Briefmarkenzeitalter in Deutschland bald nach der Revolution von 1848 begann. Zwar war es weder gelungen, die Fürsten zu entmachten, noch die Einigung Deutschlands zu erreichen. Doch der industrielle Fortschritt hatte inzwischen ein beachtliches Tempo erreicht. Etliche Eisenbahnlinien durchzogen bereits das Land – parallel dazu stiegen die Anforderungen an den Postverkehr deutlich an.

Vorbild war England

Vorbild war, wie schon bei der Eisenbahn, das viel weiter entwickelte England. Dort hatte Rowland Hill 1840 mit einer Postreform – auch zur besseren Erschließung des gesamten Empire – ein radikal vereinfachtes System eingeführt: Unabhängig von der Entfernung sollte jeder Brief zum Einheitspreis befördert werden.

«Zuvor richtete sich der Preis nicht nur nach der Transportstrecke, sondern auch dem Gewicht und danach, welche Verkehrsmittel benutzt wurden«, erläutert Andreas Hahn, Philatelie-Experte bei der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, der Trägerin auch des Nürnberger Museums. Der neue «Penny black« setzte dann Maßstäbe, auch als Anreiz: Mit dem stark steigenden Postvolumen wurde die Briefbeförderung vom anfänglichen Draufzahlgeschäft zum profitablen Unternehmen.

Schweizer Entwürfe

Auf dem Kontinent griffen bald die Schweizer das Vorbild auf. An ihren Entwürfen orientierten sich offenkundig die Bayern mit ihren Ein-, Drei- und Sechs-Kreuzer-Marken. Zu einem Einheitspreis konnte sich die Post von Ludwig I. nicht entschließen – je nach Gewicht und Entfernung gab es drei Kategorien. Einige Prachtexemplare sind im Nürnberger Museum für Kommunikation zu bestaunen, das in seinen Schränken und Vitrinen eine der umfangreichsten Briefmarkensammlungen in Deutschland überhaupt beherbergt.

Neben einem halben Schalterbogen der Ein-Kreuzer-Marke und Probedrucken zählt zu seinen Schätzen ein Brief an den Unternehmer Wilhelm Sattler. Zunächst mit einem «Schwarzen Einser« für das Ziel Bad Kissingen versehen, musste das Schreiben dem Fabrikanten und Abgeordneten in der Bayerischen Ständeversammlung nachgeschickt werden – und trägt daher zusätzlich eine Drei-Kreuzer-Marke – eine seltene Frankierung.

Versteckt im Geheimfach

Für die Sammlung ist das Kuvert, das erst Generationen später im Geheimfach eines alten Sekretärs gefunden wurde, schon wegen des Adressaten besonders wertvoll: Denn Sattler hatte sich nachdrücklich für ein «modernes« Postwesen engagiert.

So selten und teuer wie die «Blaue Mauritius« und andere Raritäten ist der «Schwarze Einser« indes nicht. Je nach Zustand wird er – nach Schätzungen von Hahn – unter Sammlern für einige hundert Euro gehandelt. Auf ganzen Briefen oder gar als Fehldruck werden freilich viel höhere Preise erzielt.

Etwas Glück war bei der Premiere 1849 allerdings schon im Spiel. Denn zur selben Zeit waren auch Sachsen und Preußen dabei, Briefmarken herauszubringen. An die bayerische Erstausgabe erinnert demnächst – eine Sonderbriefmarke.



Kostbare Zeugen der deutschen Postvergangenheit: Hano Schmidt (links) und Vera Loosse vor dem «Schwarzen Einser», der ersten Briefmarke, die vor 150 Jahren herauskam. (Foto: Stefan Hippel)

(Quelle: http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=1021193&kat=27)
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/135
https://www.philaseiten.de/beitrag/16349