Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 27.05.2009 20:23:02 Gelesen: 1307636# 242@  
Grüße vom Ausflug - Sammlung von Hubertus Kiesel im Goethe-Theater: 100 historische Postkarten mit Theatermotiven

Von Elke Jäger

mz-web.de, Bad Lauchstädt (22.05.0) - Es ist noch gar nicht so lange her, da war an Handys absolut nicht zu denken. Da schrieb man statt SMS an die Freundin, den Freund, an Oma, Tante oder Base eine Karte mit einem kurzen Gruß. Zahlreiche solcher Karten, welche die Empfänger damals - zum Glück! - nicht weggeworfen hatten, landeten dann irgendwann beim Lauchstädter Hubertus Kiesel.

Der 50-Jährige sammelt seit seiner Jugend Ansichtskarten mit Motiven seiner Heimatstadt. Rund 750 besitzt er inzwischen, davon etwa 600 historische. Auf Dutzenden ist das Goethe-Theater abgebildet, und die 100 schönsten hat er für eine Ausstellung im Theater herausgesucht. Schon zur Eröffnung drängten sich die Besucher im Wandelgang, und Hubertus Kiesel musste viele Fragen beantworten. "Besonders gut kommt bei den Leuten an, dass auch die Rückseite der Karten abgebildet ist, die Schrift und die Stempel", erklärt er.

Gemeinsam mit Ute Boebel von der Historische Kuranlagen und Goethe-Theater GmbH hat der gebürtige Lauchstädter die Ausstellung vorbereitet. Mit dem Ergebnis sind beide sehr zufrieden und loben die Firma, welche die Karten "in hoher Qualität" gescannt hat. "Alles ist so wie im Original, selbst kleine Flecken", betont Kiesel. "Es wurde nichts retuschiert". Erstaunlich, welche Details da immer noch zu erkennen sind.

Die älteste Karte trägt einen Stempel von 1899 und wurde an einen Herrn Franz Winkler in Bonn am Rhein versandt. "Bei einem Ausflug war es früher üblich, dass an die Verwandtschaft Kartengrüße geschickt wurden", erzählt Hubertus Kiesel, der sich mit solchen Gepflogenheiten bestens auskennt.

Im Vergleich zu heute fällt auf, dass auf zahlreichen Karten auf der Rückseite nur die Adresse steht und die Nachricht vorn neben die Ansicht gequetscht wurde. Das sei bis gegen 1907 so üblich gewesen, weiß der Sammler und weist noch auf eine andere Besonderheit hin. "Früher gab es einen Postabgangsstempel auf der Briefmarke und einen Eingangstempel vom Bestimmungsort." Es sei gar nicht so selten gewesen, dass eine Karte - zum Beispiel von Bad Lauchstädt nach Leipzig - nur einen Tag gebraucht habe. Da hat sich die Post anno dunnemals tatsächlich gesputet.

Wer sich für die Ausstellung ein wenig Zeit mitbringt, kann so manches Interessante entdecken. Zum Beispiel runde und ovale (die stammen von der Bahnpost) Stempel. Die Texte - zumeist in Sütterlin - vermitteln häufig ein Stück Zeitgeschichte, wie die eines Soldaten an einen Freund im Feld auf einer unfrankierten Feldpostkarte.

Und natürlich staunt man, wie viele Motive es doch vom Goethe-Theater gibt. Häufig tauchen da eine einfache und eine kolorierte Version auf, besonders wertvoll sind Prägekarten. Ein Zeitdokument ist jene Karte, die anlässlich der Uraufführung von Gerhart Hauptmanns Drama "Gabriel Schilling auf der Flucht" 1912 editiert wurde; mit einem Foto mit Hauptmann und Max Liebermann.

Ausstellung im Goethe-Theater, Termine nach telefonischer Absprache unter 034635 / 7 82 28; Kontakt zu Hubertus Kiesel, der immer auf der Suche nach weiteren Postkarten ist, unter Tel. 034635 / 2 09 61.



Hubertus Kiesel aus Bad Lauchstädt sammelt seit seiner Jugend Postkarten mit Motiven seiner Heimatstadt und zeigt eine Auswahl. (Foto/Repro: Peter Wölk)

(Quelle: http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1237373796723&openMenu=1012902958666&calledPageId=0&listid=0)
 
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