Thema: Lupen und Mikroskope - welche sind wirklich empfehlenswert ?
Thilo Nagler Am: 08.12.2017 23:17:26 Gelesen: 90296# 91@  
@ bovi11 [#90]

sondern das in meinen Augen völlig unbrauchbare und überteuerte Mikroskop.

Hallo an bovi11 und alle anderen Vergrößerungs-Interessierten,

das Thema gute Lupen und Mikroskope insbesondere in Philatelie ist unerschöpflich und ich möchte dazu meine praktische Erfahrung einbringen. Zunächst muss man für sich entscheiden, was, wie und wie groß man vergrößern möchte und ob man nur zu Hause oder auch unterwegs eine gute Vergrößerung benötigt.

Hinzufügen möchte ich noch, dass das Teure einer Lupe oder Mikroskops immer die Optik (Linsen) ist. Des Weiteren gibt es einen Unterschied zwischen Lupen und Mikroskop. Bei den meist angebotenen Mikroskopen handelt es sich um Stereo-Lupen. Auch das von Ron Alexander gezeigte Digitalmikroskop ist genauer genommen eine digitale Lupe. Der Unterschied liegt in der Optik. Während eine Lupe kein spiegelverkehrtes Bild des vergrößerten Gegenstandes zeigt, findet sich bei gering vergrößerter Betrachtung durch ein Mikroskop ein spiegelverkehrtes Bild. Bei großen Vergrößerungen ist es egal, ob man z.B. die Druckfarbe spiegelverkehrt sieht. Auch das auf Messen beworbene Leitz-Mikroskop ist eine Stereo-Lupe.

Wenn man Reparaturen, Plattenfehler oder Nachzähnungen erkennen möchte, genügt eine 10-20-fache Vergrößerung. Ich nutze dazu eine Lupe der Firma Leuchtturm, die ich auf einer Messe günstig erwerben konnte. https://www.leuchtturm.de/led-aufziehlupe-20-fache-vergroesserung-schwarz-o-21-mm.html Durch den großen Abstand (2-3 cm) zum Betrachtungsobjekt, kann man mittels guter Schräglichtquelle einen ersten Eindruck des Betrachtungsobjektes bekommen. Für das Ausmessen von Abständen im Druckbild, der Perforation etc. nutze ich eine Leuchtlupe der Firma Peak mit 7- und 10-facher Vergrößerung und 0,1 mm Skalierung der Messplatte. https://www.lupenhandel.de/product_info.php?info=p311_peak-1998--7x---2028--10x---messlupe-mit-leuchteinheit.html

Wenn man nur eine Auflichtvergrößerung benötigt, kann ich den Tipp mit dem Scanner voll unterstützen - vorausgesetzt, dass man zu Hause ist. Gute Scanner zeigen ein Gesamtbild des Betrachtungsobjektes und sind damit auch besser als eine Stereo-Lupe. Eine Gegenlicht/Durchlichtbetrachtung ist beim Scannen leider nicht möglich. Hierfür empfehle ich die beiden o.g. Lupen.

Für eine Erstbetrachtung und für unterwegs genügen die beiden o.g. Lupen. Wer weiter in die Materie einsteigen möchte, dem empfehle ich ein wissenschaftliches Mikroskop. Vergrößerungen weit in den dreistelligen Bereich sind ohne Verpixelung und nur auf Grundlage der optischen Vergrößerung problemlos möglich. Viele digitalen USB-Mikroskope arbeiten auf Grundlage einer digitalen Vergrößerung. Die Abbildungen werden bei zunehmender Vergrößerung unscharf und ungenau, wie sich das beim Extremvergrößern bei Grafikprogrammen zeigt. Ich arbeite mit einem Zeiss-Mikroskop, das mir eine Betrachtung im Auflicht, Schräglicht, Durchlicht und Fluoreszenz-Auflicht ermöglicht. Wie bei einem Scanner ist eine Mitführung des Mikroskops auf Messen etc. für mich nicht möglich. Daher kann ich konkrete Aussagen auch nur in meinem Büro treffen.



Wer Wert auf eine gute Vergrößerung legt, die sich auch unterwegs benutzen lässt, dem empfehle ich die beiden o.g. Lupen. Alles andere „digitale“ ist für mich Spielerei und hilft für eine fachliche Betrachtung wegen der billigen meist „China-Optik“ nicht weiter. Wer noch mehr vergrößern will, der sollte sich nach einem guten Mikroskop (keine Stereo-Lupe) umsehen. Dafür gebe ich aber zu bedenken, ob diese Anschaffung notwendig für das jeweilige Sammelgebiet ist.

Beste Grüße

Thilo Nagler
 
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