Thema: (?) (172) Altdeutschland Bayern Auslandspost
bayern klassisch Am: 24.12.2017 14:54:12 Gelesen: 83666# 110@  
Liebe Freunde,

heute kann ich einen ganz besonderen Brief hier zeigen.





Geschrieben in München am 12.6.1845, zur Post 2 Tage später, war er adressiert an: "Monsieur Ferd. Schaitler, per Adresse Monsieur Bachmann rue Foubourg montmatre No 61 a Paris".

Oben hatte man noch beigefügt: "er(ga) Recepis."

Die Aufgabepost hatte nun den Brief zu wiegen, denn sie war für die Frankatur in Bayern (halblöthiges Gewicht) und Frankreich (7,5 g Schritte) zuständig. Siegelseitig sehen wir alsdann 27 Kreuzer für Bayern bis Strasbourg, die zeigen, dass der Brief über 1/2 bis 1 Münchener Loth gewogen haben muss - also über 8,75 bis 17,5 g, daher 18 Kr. einfach und 27 Kr. = 1,5fach. Die Recogebühr von 4 Kreuzern verblieb der Aufgabepost und wurde nicht notiert.

Für Frankreich war aber bei recommandirten Briefen das Doppelte des gewöhnlichen Frankos zu kassieren, hier 1 Gulden 16 Kreuzer. Demnach wäre ein nicht - chargierter Brief mit 38 Kreuzer zu taxieren gewesen. Weil das Porto bzw. Franko in Frankreich degressiv war und nicht mit jeweils 50% mehr je Gewichtsstufe anzurechnen war, also 20 Kr. für die 1. Gewichtsstufe bis 7,5 g und 18 Kr. für die 2. Gewichtsstufe über 7,5 bis 15 g. Ergo wog der Brief über 8,75 bis 15 g.

Jedoch lese ich oben links vorne in der Tinte der Münchener Aufgabepost 2 Gulden 8 Kreuzer (2 f 8) und das will mir nicht so recht in den Kopf (die Zahl oben rechts ist 837 und war die Reco - Nummer in München). Addiere ich beide Franki, so komme ich auf 1 Gulden 43 Kreuzer und es ergäbe sich eine Differenz von 25 Kreuzern.

Der Vermerk "er. Recepis" könnte aber auch so gedeutet werden, dass der Absender eine Retour - Recepisse herbeigebracht haben wollte. Dergleichen sah der Postvertrag Bayerns mit Frankreich von 1822 zwar nicht vor, doch habe ich selbst einen Brief, der mit einer Retour - Recepisse lief und noch 2 weitere gesehen, bei denen der Absender dergleichen ebenfalls wünschten und wohl auch bezahlten.

Die Frage, die sich jetzt stellt, ist: Sind diese imaginären 25 Kreuzer in einen eventuellen Zusammenhang zu bringen mit einer Retour - Recepisse?

Letzter Aspekt: Beim Eingang in Strasbourg stellte man fest, dass der Brief mit 3 Siegeln verschlossen worden war - und fügte 2 weitere (dunklere) Siegel bei. Könnte es sein, dass diese später erbrochenen Siegel die Retour - Recepisse am Brief fixierten? Ich halte das für sehr wahrscheinlich, denn warum sollte sich Strasbourg die Mühe einer Nachsiegelung mitten auf der Briefrückseite machen, wenn dort der Brief gar keine Öffnung hatte?

Gerne lese ich eure werten Kommentare hierzu.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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