Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 16.06.2009 08:36:11 Gelesen: 1307328# 253@  
Uraltes Prepaid-System mit Zacken

Von Jörn Heyenrath

Der Westen, Bottrop (15.06.09) - Beim Briefmarkentauschtag im Freizeithaus des Revierparks Vonderort tummelten sich viele Sammler.

Der Saal war gut gefüllt mit langen Tischen, an denen tausende Briefmarken und Briefe meist in gut verschlossenen Folien auslagen. Auch einige Münzsammler fanden sich unter den Ausstellern im Freizeithaus des Revierparks Vonderort. Es herrschte ein reges Treiben an fast jedem Tisch: Bewaffnet mit dem bekannten Michel-Katalog, einer Art Briefmarkenlexikon, machten sich die Sammler auf die Suche nach Schätzen aus der Mitte es 19. Jahrhunderts bis zur heutigen Zeit.

Ihr Equipment transportierten viele Sammler in fest verschlossenen Trolley's, manchmal mit Zahlenschloss. Zu ihrer Ausstattung gehörte meist ein DIN A4 Blatt mit einer Unmenge an Zahlen, ein Lupe und eine kleine Pinzette. Ohne Umwege zeigten sie den Händlern, was sie suchten und wenn sie bekamen, was sie wollten, wurde das Angebot sehr genau geprüft und schon mal Probe gelegt im eigenen Sammelbuch.

Ob die erste runde Briefmarke zum 100. Geburtstag des DFB oder eine Dreiecksbriefmarke vom Kap der guten Hoffnung, die Hobbyexperten suchten querbeet durch die Jahrhunderte und Kontinente nach fehlenden Teilen für ihre Sammlung. Und hin und wieder gingen 300 bis 500 Euro für einzelne Exemplare über den Tisch.

„Leider müssen gerade wir Briefmarkensammler erkennen, dass dieses Hobby etwas für Rentner und Pensionäre ist und nicht für die heutige Jugend", sagte Hans Klinger, der Organisator des Briefmarken-Großtauschtages.

„Obwohl wir einen stetigen Zulauf bei dieser Veranstaltung haben, interessieren sich im Allgemeinen immer weniger Menschen für Briefmarken und das merkt man auch an den Preisen, die kontinuierlich sinken." Er selbst sammelt seit der frühesten Kindheit Briefmarken. Die ersten Schätze mit dem gezackten Rand stammten von seinem Vater.

Weit zurück liegt der Ursprung der Briefmarken: 1840 wurde die erste offizielle Briefmarke gedruckt. Die Grundidee der Erfindung war, das Briefporto nicht mehr vom Empfänger einziehen zu lassen, sondern vom Absender. Damit war das erste „Prepaid-System" geschaffen. Außerdem wurde damit eine Vereinfachung und Senkung des Briefportos verbunden, so dass sich nicht mehr nur reiche Menschen Briefwechsel leisten konnten. Ein Händler aus dem Sauerland war gerade wegen seiner alten Briefmarken sehr gefragt: „Ich habe von 1870 bis heute abertausende Briefmarken, deren Wert ich so gar nicht bestimmen kann. Aber ich gebe jedes Jahr schon einige tausend Euro für neue Briefmarken aus", sagte der 82-jährige, der regelmäßig an Tauschbörsen teilnimmt und das Ziel verfolgt, alle Briefmarken vor seinem Tod verkauft zu haben. „Ich kann sie ja nicht mit ins Grab nehmen", meinte er.

(Quelle: http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/bottrop/2009/6/15/news-122767211/detail.html)
 
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