Thema: Deutsche Lokalausgaben 1945: Köln Postamt 10
drmoeller_neuss Am: 12.01.2018 18:50:16 Gelesen: 30300# 11@  
@ briefefan [#9]

Die Kriterien für die Aufnahme einer bestimmten Ausgabe in die eigene Sammlung legt erst einmal der Sammler selbst fest. Ein Kölner Heimatsammler wird sicher andere Kriterien haben als ein "Deutsches-Reich-Generalsammler". An solche "Generalsammler" wenden sich Briefmarkenkataloge und Vordruckalben. Ich habe ein solches Vordruckalbum "Lokalausgaben" aus meinem Lager geholt. Im Lindner-Vordruck aus den Achtziger Jahren sind Felder für Gebührenzettel aus Freudenstadt, nicht aber für die aus Köln vorgesehen. Die Auswahl halte ich für willkürlich, aber wertet die "vorgedruckten" Marken auf, die man als Sammler haben muss, um komplett zu sein.

Der Michel-Katalog nimmt nur amtliche Briefmarken auf und schreibt im ersten Satz im Vorwort: "Der Michel-Deutschland-Katalog umfasst alle Postwertzeichen, die von den einzelnen Postverwaltungen ... durch Behörden ausgegeben, angeordnet oder genehmigt wurden."

Konsequenterweise sollten nur die Lokalausgaben erfasst werden, die als Postwertzeichen zu betrachten sind. Ein entscheidendes Kriterium ist, ob sie an das Publikum abgegeben wurden. In diesem Fall müssen sie auch entwertet werden, damit ein erneuter Gebrauch zum Schaden der Post nicht möglich ist.
Gebührenvermerke sind eben keine Postwertzeichen, egal wie sie auf die Sendung aufgebracht wurden. Meistens geschah das durch Stempel oder handschriftlich, aber auf großen und unebenen Sendungen waren Aufkleber zweckmässig. Auch wenn sie entfernte Ähnlichkeit mit Briefmarken haben, sind es deswegen noch lange keine. Jahrzehnte später haben einige Versender von Massendrucksachen solche Aufkleber "Gebühr bezahlt" verwendet, die zwar amtlich erlaubt waren, aber nicht gestempelt wurden. Sind das jetzt "Postwertzeichen"?

Wenn der Michel-Katalog konsequent durchgreift, hat das Folgen für Sammler, Händler und Prüfer. Der Lokalausgabenteil würde zusammenschmelzen wie Schnee an der Sonne. Was nicht in der Michel-Bibel steht, ist nicht mehr existent, zumindestens nicht mehr für die Katalognummernabstreicher. Der Schwaneberger Verlag kann ein Lied davon singen, wenn entrüstete Sammler den Katalogherausgeber für den "persönlichen Wertverlust" verantwortlich machen, weil irgendwelche fragwürdigen Ausgaben oder PLattenfehler aus dem Katalog gestrichen wurden.

Auch die Prüfer, egal in welchem Verband, sitzen in der gleichen Zwickmühle. Niemand gibt gerne zu, seit Jahren privat erzeugte Papierschnipsel als amtliche Ausgaben geprüft zu haben. Man möchte es sich auch mit seinen Prüfkunden nicht verscherzen. Die Konsequenzen kann man im Thema "Potschta" nachlesen.

Unser Forenbär wird da sicher noch einiges aus den dunklen Kellern der Philatelie zu Tage fördern.
 
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