Thema: Stempel bestimmen: Hinrichsen Stempelmaschine
Erdinger Am: 15.01.2018 22:41:34 Gelesen: 8947# 14@  
Verehrte Sammlerfreunde,

auch als Bayern-Sammler freut man sich, wenn man einen Hinrichsen-Beleg in die Sammlung bekommt.

Der vorliegende Brief lief allerdings verkehrt herum durch die Maschine, der Ankunftsstempel vom "18/6" wurde vorderseitig abgeschlagen und hat noch ein wenig die Marke getroffen. Nach Nadelstichen vom Transportmechanismus habe ich vergeblich gesucht, sie müssten sich auf der Rückseite befinden, aber hier fehlt die Briefklappe, möglicherweise wären sie in diesem Bereich zu finden gewesen. Der Brief weist außerdem mehrere starke Büge auf, ein Indiz dafür, dass er in der Maschine hängengeblieben ist?



Wie mir das lesenswerte Buch der Poststempelgilde von Kohlhaas/Riese über die Hinrichsen-Stempelmaschinen sagt, stammt mein Beleg mit aufrecht stehendem Stempel aus der zweiten Erprobungsphase in Berlin. Das Stück lässt sich über den vorderseitig abgeschlagenen Stempel von "WÜRZBURG / BAHNH." dazu eindeutig auf 1869 datieren. Der Würzburger Stempel mit einfachem Außenring ist ab März dieses Jahres nachweisbar. [1]

Eine etwas deutlichere Zeichnung der Hinrichsen-Maschine nach dem patentierten Muster der Erfinder Fischer und Maas, als sie das Buch zeigt, findet sich übrigens auf der Homepage des US-Patentamtes:

http://pdfpiw.uspto.gov/.piw?PageNum=1&docid=00075638

(Zeichnung)

http://pdfpiw.uspto.gov/.piw?PageNum=2&docid=00075638

(englische Beschreibung)

Die beste Information aus dem Buch der Poststempelgilde ist übrigens, dass die Maschine der Leistung von drei preußischen Handstemplern unterlegen war - die schafften zusammen 500 Briefe pro Minute, das wären im Schnitt 133 Briefe pro Minute oder etwas mehr als zwei Briefe in der Sekunde pro Person.

Viele Grüße aus Erding!

[1] Werner Wolz, Die Doppel- und Einkreisstempel der Hauptbriefpostexpedition Würzburg 1867–1869, in: Rundbrief der Arge Bayern (klassisch) 69, S. 5004–5016
 
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