Thema: Richard Borek Unternehmensgruppe feiert 125-jähriges Bestehen
olli0816 Am: 31.01.2018 15:28:48 Gelesen: 17564# 26@  
Ich würde jetzt nicht das große Fass aufmachen und bei Anbietern wie Borek von Betrug reden, auch wenn die Werbung durch eine suggerierte Wertsteigerung der Produkte sicherlich grenzwertig ist. Die Post macht das in ihrer Zeitschrift nicht anders und wenn man die viel zu hohen Preise am Ende der regelmäßig versendeten Zeitschrift sich anschaut, dann könnte man vordergründig den Kopf schütteln. Aber seien wir mal ehrlich: Wenn man sich die Anzeigen genauer durchliest, muss man doch auf der Brennsuppe dahergeschwommen sein, um zu glauben man mache das große Geschäft. Meiner Meinung wissen die meisten, dass sie hier Geld ausgeben wie wenn sie ins Kino gehen und sich an den erstandenen Briefmarken/Briefen/Münzen erfreuen können. Der Vorteil ist, dass man als Sammler längerfristig etwas hat, die Produkte bleiben einem erhalten und so entstehen Sammlungen, auch wenn sie nicht werthaltig sind und am Ende maximal einen Bruchteil des Wertes erlösen.

Ich finde auch immer die Formulierung der armen Erben so furchtbar, die von diesen Versandhäusern angeblich betrogen worden sind. Sind sie das wirklich? Der verstorbene hat zu seinen Lebzeiten sein Geld in ein Hobby gesteckt und daran seine Freude gehabt. Die Erben können in gewisser Weise sogar froh sein, dass es Briefmarken sammeln war. Bei Fallschirmspringen oder Ski fahren bleiben höchstens ein paar olle gebrauchte Ski oder ein gebrauchter Fallschirm übrig. Nicht werthaltig, gar nicht zu sprechen von dem ganzen vergeudeten Geld für die Tagestickets oder Trainer oder was weiß ich, wo die Leute locker im Laufe ihres Lebens x-Tausend ausgeben und nix übrig bleibt.

Dann die sog. Werthaltigkeit von Briefmarken als Geldanlege. Wirklich? Wenn ich Geld anlege, dann sicher nicht in Briefmarken. Alleine schon die Kosten für den Kauf/Verkauf auf einer Auktion sind 18 - 26% + Losgebühr + Versand + MwSt * 2 (Kauf + Verkauf). Das ist doch nicht werthaltig, sondern solche Käufe sind lediglich interessant, wenn ich mich mit Briefmarken beschäftigen möchte. Wenn ich Geld anlege, kaufe ich Immobilien oder Wertpapiere wie Aktien oder ETFs. Die Werthaltigkeit beim Thema Briefmarken für die Geldanlage ist für mich totale Themaverfehlung. Auch wenn mir bewusst ist, dass es sehr hochwertige Briefmarken gibt, die dafür benutzt werden. Aber wie viele Sammler kaufen sich bei den einschlägigen Häusern für 5.000 EURO eine teure Briefmarke oder Brief? Das ist die absolute Minderheit und die kaufen auch nicht bei Borek ein. Das sind eher die, die für 24,95 EURO die Ausgaben des Landes xy für einen bestimmten Zeitraum erwerben. Und wo will man da jetzt eine Wertentwicklung erwarten?

Borek ist eher das Popcorn beim Kinobesuch. Das futter ich so nebenher und wenn es nicht mehr da ist, macht es auch nichts.

Ich habe mich z.B. mit 18 bei Krüger in München (ehemaliger Konkurrent von Borek, der es nicht geschafft hat) beworben und dort kurzzeitig gearbeitet. Die hätten mich sogar genommen, aber ich habe mich dann anderweitig entschieden. Da hat man die ganzen Geschäftspraktiken mitbekommen und es war ein Geschäft wie jedes andere auch. Sehr unaufgeregt und es wurden massenweise Belege produziert, die direkt bei der Post ggü. verschickt wurden. Wie viele alte Belege mit heute durchaus begehrten Marken gäbe es sonst nicht? Ich habe unten einen Brief von Samos beigefügt, der im Mai 1914 echt gelaufen ist. Ich habe extra die Rückseite eingescannt, damit es jeder glaubt. Das ist natürlich ein produzierter Brief, aber so wahnsinnig viele gelaufene Briefe sind mir aus dem Gebiet nicht bekannt.

Die Erben, die jaulen, dass sie für ihre ETBs oder was auch immer kein Geld bekommen, würden sowieso nicht sammeln. Denen ist nur das Geld wichtig und davon möglichst viel. Da wird kein Sammler verloren gehen. Fast jeder, der anfängt, ist eher einfach und kostengünstig unterwegs. Da es natürlich wesentlich weniger gute Anknüpfpunkte wie früher die eingehende Post gibt, werden es natürlich weniger, die sammeln. Aber ich bin mir sicher, dass es viele gibt, die bei Post, Borek & Konsorten einkaufen und trotzdem zufrieden sind. Selbst die, die glauben damit etwas werthaltiges zu schaffen. Die bekommen am Ende gar nicht mehr mit, das die Marken fast wertlos sind, weil sie selber nie verkaufen. Von daher würde ich diese Händler nicht verteufeln. Sie preisen ihre Ware so wie IKEA oder Obi an. Da gibt es auch nichts werthaltiges und trotzdem kaufen viele dort ein. Jedes Unternehmen denkt kaufmännisch und das ist zum Glück noch nicht verboten.

Grüße
Oliver


 
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