Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 22.02.2018 12:58:53 Gelesen: 288824# 249@  
Liebe Freunde,

zum Preise einer Bratwurst ging mir dieser ins Netz und ich muss sagen, dass ich da wirklich viel Glück gehabt hatte, da mein Gebot fast noch niedriger, als der Ausruf war.





Zu sehen war lediglich die Vorderseite dieses Briefes mit Halbkresisstempel von Kempten 23.2. (Jahresangabe fehlte). Der Scan war so schlecht, dass ich die Anschrift (J. C. Göhl´s Erben Hindelang) ebenso wenig lesen konnte, wie ich die "16x" unten links auch erst beim Empfang vor Ort erkennen konnte, aber dazu später mehr.

Als ich ihn drehte, erfreute mich ein herrlich klarer Fingerhutstempel von Immenstadt 25.2., der sehr präsentabel ist, weil man nur eine Seite aufklappen muss, um ihn so präsentieren zu können.

Aber auch der Inhalt (ich wusste nicht, ob er überhaupt welchen hatte), ist ein besonderer: Er stammte aus München vom 20.2.1843 von Joseph Kölbl und betrifft die zuletzt ausgebliebenen Kerzenbestellungen des Empfängers.

Nun werdet ihr die Frage stellen, warum ich ihn überhaupt gekauft habe? Der einzige Grund war der, dass er eine riesige 3 Kreuzer Taxe trägt, die so groß ist, wie der ganze Brief in seiner Höhe.

Der Bratwurstbrief ist also von München geschmuggelt nach Kempten, obwohl es ab dem 1.1.1843 ein neues Taxregulativ gab, das die Post in Bayern vergünstigte (meistens jedenfalls). München - Immenstadt = 121 km = 16,2 Meilen = 6 Kreuzer Porto, jedoch Kempten - Immenstadt 20 km = 3 Kreuzer Porto wie notiert, Ersparnis also 3 Kreuzer oder 100%.

Beweis, dass der Empfänger in Hindelang (damals noch keine Poststelle!) mehrere Briefe am 25.2.1843 von einem Boten bekam, der das Gesamtporto auf diesen Brief schrieb mit 16 Kreuzern. Glück muss man haben!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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