Thema: Sudetenland: Verborgene Schätze
Markus Pichl Am: 27.02.2018 14:15:14 Gelesen: 87587# 56@  
@ hajo22 [#53]

Der Begriff "Propaganda" wird auf wikipedia wie folgt erklärt:

"Propaganda (von lateinisch propagare‚ weiter ausbreiten, ausbreiten, verbreiten‘) bezeichnet in seiner modernen Bedeutung[1] die zielgerichteten Versuche, politische Meinungen und öffentliche Sichtweisen zu formen, Erkenntnisse zu manipulieren und das Verhalten in eine vom Propagandisten oder Herrscher erwünschte Richtung zu steuern.[2][3][4][5] Dies steht im Gegensatz zu pluralistischen[6] und kritischen[7] Sichtweisen, welche durch unterschiedliche Erfahrungen, Beobachtungen und Bewertungen sowie einen rationalen Diskurs[8][9] geformt werden." Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Propaganda

oder auch so:

"Propaganda, systematischer Versuch, öffentliche Sichtweisen zu formen durch gezielte, oft desinformatorische Verbreitung politischer Ideen." Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Propaganda_(Begriffskl%C3%A4rung)

Durchaus kann man sich tagelang über die vorstehenden Begriffserklärungen diskutieren. Faktum, mit diesen Begriffserklärungen wird etwas "negatives" verbunden.

Die Inschriften und Symbole der Befreiungsstempel entsprechen dem damaligen Zeitgeist, des ganz überwiegenden Teils der sudetendeutschen Bevölkerung und können daher n.m.M. keine Propagandastempel sein sondern drücken die Freude über die vollzogene Zugehörigkeit zu Deutschland aus. Dies bedeutet aber nicht gleichsam, dass die sudetendeutsche Bevölkerung "Nazis" waren.

Das Wort "deutsch" bedeutet "zum Volk gehörig" (siehe wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch_(Etymologie) ) und die Sudetendeutschen fühlten sich damals zu Deutschland zugehörig und nicht zur Tschechei. Siehe auch die erhalten gebliebenen Film- und Fotoaufnahmen aus dieser Zeit, welche die Freude der sudetendeutschen Bevölkerung, über den Anschluss an das Deutsche Reich, zum Ausdruck bringt. Das waren keine zu Propagandazwecken "eingeflogenen" Statisten und auch keine verblendeten Menschen, die gefilmt oder fotografiert wurden. Im Sudetenland lebten damals, zur Zeit des Anschlusses, 3,62 Millionen Menschen, davon 2,9 Millionen Sudetendeutsche. Warum hätten sich diese 2,9 Millionen Sudetendeutsche zum Staatsgebilde "Tschechei" zugehörig fühlen sollen?

Einen geschichtlichen Überblick kannst Du Dir auf Wikipedia verschaffen: https://de.wikipedia.org/wiki/Sudetenland - auch wenn dieser Überblick nicht ganz frei bzw. neutral von politischen Ansichten geschrieben ist. Ein Autonomiebegehren und die damit verbundenen politischen Entwicklungen vor 1938, sollte man nach m.M. nicht als "Propaganda" abtun oder in diese oft als "negativ wahrgenommene" Ecke stellen. Ich erachte es auch für falsch, einen jeglichen heutigen Politiker als Propagandasprecher seiner Partei anzusehen. Es sind Meinungen, quasi Vorschläge, die geäußert werden und jeder mit freiem Geist in unserem Lande kann sich für oder gegen geäußerte Meinungen entscheiden und das war damals, vor September 1938, im Sudetenland nach meiner Überzeugung nicht anders.

Der Verlauf des II. Weltkrieges brachte es dann mit sich, dass nach Beendigung von diesem die sudetendeutsche Bevölkerung aus dem Sudetenland vertrieben und selbiges in das Staatsgebiet der Tschechoslowakei überging (heute heißt es Tschechien). Durch die Vertreibung und den weiteren geschichtlichen Fortgang ist nach meiner Meinung auch das Sudetenland in staatsrechtlicher Hinsicht Geschichte geworden, wenn auch die Vertreibung in völkerrechtlicher Hinsicht ein Verbrechen war. Sowie es schon in den Jahren 1918/19 es ein Verbrechen war, dass 3,5 Millonen Deutsche ihr Selbstbestimmungsrecht nicht wahrnehmen durften bzw. daran gehindert wurden. Siehe das Kapitel "Die Jahre 1918/1919" im zuvor verlinktem Wikipedia-Eintrag.

Selbst habe ich vollstes Verständnis dafür, dass es eine Sudetendeutsche Landsmannschaft gibt und Sudetendeutsche, als auch deren Nachkömmlinge (ein solcher bin ich), Brauchtum und Tradition nachgehen bzw. pflegen und ihre Heimat bzw. die Herkunft ihrer Vorfahren nicht vergessen. Persönlich habe ich als Nachkömmling aber nie ein Interesse an einem "Gebietsanspruch" in dem Sinne gehabt, die Heimat meiner Vorfahren zurückgewinnen zu müssen oder dorthin umziehen zu wollen.

Die im Jahre 2015 neu gesetzten Ziele der Sudetendeutschen Landsmannschaft sind auf deren Webseite nachzulesen: http://www.sudeten.de/cms/?Die_Sudetendeutsche_Landsmannschaft:Ziele

Vielleicht eröffnet sich für Dich durch meinen Beitrag eine neue Sichtweise und warum es auch in der spezifischen philatelistischen Fachliteratur "Befreiungsstempel" heißt.

Beste Grüße
Markus
 
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