Thema: Kopfstehende Marken oder Rahmen
merkuria Am: 06.03.2018 08:28:24 Gelesen: 158744# 314@  
Eine ganz phantastische Geschichte bietet uns dieser Kopfsteher aus Chile! Beim Stöbern nach Kopfstehern bin ich im Netz auf eine philatelistische Webseite in spanischer Sprache gestossen [1] , welche für uns eine kleine philatelistische Sensation bereithält. Ich versuche hier, das Wesentlichste in Deutsch zu wiedergeben:

Am 18. September 1910 verausgabte Chile eine Sonderausgabe anlässlich der Jahrhundertfeier seiner Unabhängigkeit Mi Nr. 79-93). Von der kleinsten Wertstufe zu 1 Centesimo ist uns seit 1955 nur ein einziger ungebrauchter kopfstehender Druck des Mittelstückes bekannt. Michel katalogisiert diesen Kopfsteher unter Mi Nr. 79 K. Gemäss Literatur soll nur ein Bogen zu 100 Stück dieses Kopfstehers irrtümlich entstanden sein.



Hier die Stationen dieser Rarität: Dieser Kopfsteher wurde erst 1955, also 45 Jahre nach seiner Drucklegung vom italienischen Arzt Manlio Pilotti in Chile entdeckt. Pilotti war kein Philatelist und verkaufte das Stück dem Händler Florencio Bravo in Santiago zu einem uns nicht bekannten Preis. Bravo veräusserte das Stück 1956 für 1‘000 US$ an einer Auktion der philatelistischen Gesellschaft von Chile. Der Käufer, Ladislao Errázuriz Pereira verkaufte seinen Schatz 1971 an einer Auktion in New York zum Preis von 4‘000 US$ an einen Spanier, der ihn wiederum an den chilenischen Philatelisten Joaquín Gálvez weiterverkaufte. Nach Auflösung der Gálvez-Sammlung gelangte das Stück 1979 an einen italienischen Sammler.

Mitte der 80er Jahre gelangte die Rarität über das Auktionshaus Feldman für 25‘000 US$ in die Hände des grossen Schweizer Philatelisten Gerhard Blank. 1989 verkaufte Blank das Stück an den bekannten chilenischen Philatelisten René Lazo. 2004 wechselte das Exemplar ein letztes Mal seinen Besitzer an einer Auktion der philatelistischen Gesellschaft von Chile. Ein anonymer spanischer Sammler kaufte es da für 50‘000 US$. Seither ist diese Marke nicht mehr an die Öffentlichkeit gekommen.

Nun zur eigentlichen Sensation: Mitte 2017, also 62 Jahre nach der Entdeckung dieser Rarität, erwarb der chilenische Sammler Oscar Schublin ein gestempeltes Exemplar dieses Kopfstehers innerhalb eines kleinen Chile-Postens bei ebay zum Preis von 17 € (!!!). Das Stück wurde durch namhafte Kenner der Chile-Philatelie begutachtet und für echt befunden.



Bleibt die grosse Frage: Wie viele Exemplare des 100er Bogens sind erhalten geblieben? Einige schlummern wohl unentdeckt in etwelchen Sammlungen oder wurden unerkannt als Massenware vernichtet.

Grüsse aus der Schweiz
Jacques

[1] http://actualidadfilatelica.blogspot.ch/2017/04/un-extraordinario-descubrimiento-en-la.html
 
Quelle: www.philaseiten.de
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