Thema: (?) (172) Altdeutschland Bayern Auslandspost
hettel Am: 09.03.2018 15:07:21 Gelesen: 77378# 112@  
Liebe Bayern-Sammler,

ich möchte hier beginnen, einige Postsendungen aus Bayern zu zeigen, welche in europäische Länder verschickt wurden. Anliegen soll es sein, nur Postsendungen zu zeigen, die m.E. interessant und nicht alltäglich zu finden sind. Postbelege nach Andorra, Liechtenstein und Grönland sind hier nicht vorhanden. Bayrische Belege nach Grönland sind mir auch nach heutigem Stand nicht bekannt.

Beginnen möchte ich mit Postsendungen in Orte der Habsburg-Monarchie bis zu deren Verfall am Ende des 1. Weltkrieges.

Österreich

Mit der im Jahr 1804 erklärten Kaiserwürde entstand das Kaisertum Österreich. Der erste Postvertrag zwischen Bayern und Österreich, bei der eine Markenfrankatur gestattet wurde, wurde am 06.04.1850 abgeschlossen und trat am 01.07.1850 in Kraft.

Besonderheit: die bisher gültigen Vertragsstempel
B.O.C. (Bayrisch-Oesterreichische Correspondenz und
O.B.C. (Oesterreichisch-Bayrische Correspondenz)
wurden obsolet, jedoch noch teils Jahre danach verwendet.

Sendungen, die nicht unter die Briefpost fielen, wurden von der Fahrpost transportiert; überstiegen diese Gewichts- und Größensendungen diese, wurden Güterbestättereien bzw. später die Eisenbahn die Transporteure. Die Aufnahme des internationalen Frachpostverkehrs erfolgte am 03.11.1880 (Pariser Weltkongress).



Ein mit 18 Kr. frankierter Brief der 2. Gewichtsstufe (2 x Nr. 5 d Type III), entwertet mit dem oMSt. 248 der 2. Verteilung und mit dem Halbkreisaufgabestempel von Kissingen vom 20.07.18 (67) (Di) versehen, wurde an den damaligen Hofrat des obersten Rechnungshofes „Sein der Herrn – Herrn Fran(z) Salzmann Cohn u(nd) Bienenfeld – Jub. General Secretars der oest. Nat. Bank – Ritter mehrerer Orden etc.etc.–Hochwohlgeboren - Wien - Neu Wien, vor dem - Schotten Thor Nr. 368. 2.S(toc)k wo das Caffe Haus, verschickt. Die bayrische Post vereinnahmte die 18 Kr.



Ein mit 9 Kr. der II. Quadratausgabe (Nr. 2 Pl. 4 Typ II und Nr. 4 II Pl. 2) frankaturgerechter Sonntagsbrief vom 28.7. (1861) von Amorbach (Uf) nach Wien für Entfernung über 20 Meilen. Der handschriftliche Vermerk „franco“ bedeutet, dass die Frankogebühr im Voraus bis zum Empfänger bezahlt wurde. Der Entwertungsstempel ist ein gMSt der II. Verteilung, der Aufgabestempel ist ein Halbkreisstempel. Die 9 Kr. blieben beim Aufgabepostamt.



Ein eingeschriebener und mit 12 Kr. der II. Quadratausgabe (Nr.6) frankaturrichtiger (Charge) Brief (roter Charge-Stempel) vom 26.11.1861 (Di.) von München nach Salzburg. Die Charge-Gebühr kenntlich am Vermerk „frei lt. Schein“ in Höhe von 6 Kr. musste in bar entrichtet werden und diese war eine persönliche Einnahme des dort tätigen Postbeamten. Bei dem handschriftlichen Vermerk „43“ handelt es sich um die Reconummer im Recommandations – Manual der Aufgabepost des Briefes. Als Brief der 2. Gewichtsstufe 1 unter 2 Loth kostete er 2 mal 6 Kr. plus 6 Kr. Reco = 18 Kr. total.



Ein Faltbrief vom 28.01.1858 (Do.) von Rosenheim nach Dornbirn (Vorarlberg). Richtig frankiert mit 9 Kr. (Nr. 5 d II) (Postvereinsfranko mit Entfernung über 20 Meilen). Sowohl der Aufgabe – als auch der Entwertungsstempel sind Bahnpoststempel. Der Brief wurde von Rosenheim nach Lindau mit der Bahn transportiert. Der letzte Streckenabschnitt der „Ludwig – Nord – Süd – Bahn“ (Hof – Augsburg – Kempten - Lindau) wurde am 12.10.1853 fertiggestellt. Die Vorarlbergbahn wurde erst 1864 geplant. Den Streckenabschnitt Lindau – Dornbirn gab es also zu dieser Zeit noch nicht. Ankunft in Dornbirn war der 31.1.1858.

Österreichische Paketkarten nach Österreich sind nicht häufig zu finden. Zur Deklaration und zur Gebührenerfassung beim Pakettransport ab dem 03.11.1880 wurden Paketkarten festgeschrieben. Paketkarten durften nur innerpostalisch verwendet werden. Eine Ausgabe an die Bevölkerung war strikt untersagt. Nach einer Aufbewahrungszeit von 2 Jahren mussten diese amtlich vernichtet werden. Aber eben die Sammler….

Hier ein Beispiel:



Eine Paketkarte für ein 3 kg - Paket vom 20.08.1910 (Sa.) von München 24 (Postamt in Lindwurmstr.) nach Hohenems (Vorarlberg). Das Paket war mit 50 Pf. um die Versicherungsgebühr von 10 Pf. (5 Pf. je 300 M, Mindestgebühr 10 Pf.) unterfrankiert, deshalb das Nachporto in Höhe von 20 Pf. = 20 Heller (das Doppelte des Fehlbetrages in Blaustift auf der Vorderseite). Die Angaben über den Wert waren im Wechselverkehr mit Österreich sowohl in Mark wie in Kronen zulässig (5 Kronen). Keine Zustellungsgebühr, der Empfänger holte selbst ab. Die Zollgebühren in Höhe von 110 Heller mussten ebenfalls vom Absender bezahlt werden. Der Empfänger erhielt einen „Zollfranko-Zettel“. Dieser wurde nicht auf die Paketkarte angeklebt.



In Hohenems ist die Paketkarte zusätzlich mit einer 4 Heller-Portomarke (Österreich P36 z) versehen worden. Diese 4 – Heller Gebührenmarke stellt die sog. „Avisiogebühr“ dar. Die Avisiogebühr war eine Benachrichtigungsgebühr der Postverwaltung an den Empfänger, dass für ihn ein Paket eingetroffen war.
 
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