Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Heinz 7 Am: 11.03.2018 16:31:26 Gelesen: 537704# 359@  
@ merkuria [#358]

Die Michel Nr. 16 von Grossbritannien ist im Katalog "Michel - Valuable Stamps of the World - Wertvolle Briefmarken aus aller Welt" von 2010 (1. Ausgabe) NICHT aufgeführt!

Wie ist das möglich? Gehört die oben genannte Marke nun in dieses Thema oder nicht? Die Antwort ist nicht eindeutig.

Ich will das gerne erläutern.

Die gezeigte Briefmarke (die Grundmarke) hatte (vor 18 Jahren) einen Katalogwert von Deutsche Mark 12.00 ungestempelt und DM 2.25 gestempelt. (Michel-Katalog 2000/2001, sorry, etwas in die Jahre gekommen). Sie wurde ab 1858 gedruckt, und zwar zig-millionenfach. Es gab viele Druckplatten dieser Marke, meines Wissens wurden 160 Druckplatten von Perkins & Bacon erstellt (Plates 69-228). 9 dieser Platten wurden nicht oder kaum verwendet, aus unterschiedlichen Gründen, die 151 anderen können voneinander unterschieden werden (!) und werden in englischen Spezialkatalogen sogar katalogisiert.

Platte 77 wurde nicht akzeptiert (und zerstört?). Doch einige Bogen davon wurden produziert und ein paar wenige Stück fanden schliesslich sogar den Weg in die Postzirkulation.

Nach meinen Kenntnissen gibt es neun registrierte Marken von Plate 77: vier ungebrauchte und fünf gebrauchte. (Jacques schreibt von sechs gestempelten).

Spezialsammler von England lassen sich diese seltene Abart offenbar sehr viel kosten, wie gezeigt in Beitrag 358. Die genannten zwei Resultate waren mir bisher nicht bekannt. Verrückt. Das einzige Verkaufsergebnis einer 1d Plate 77 der neueren Zeit sind die US$ 75'000, welche am 11.3.1987 bezahlt wurden für ein Exemplar der Isleham-collection (Auktion Christie's Robson Lowe, New York). Der Auktionator begnügte sich damals noch mit 10% Aufgeld, der Verkaufspreis war also US$ 82'500.

Ich nehme die oben genannten Ergebnisse 2012 und 2016 zur Kenntnis und bin gerne bereit, diese Marke als eine der wertvollsten der Welt zu "akzeptieren". Allerdings finde ich, es ist nötig, wenn wir weiterhin unterscheiden:

a) offizielle Marken, die sehr selten sind: in jedem Fall (egal ob gestempelt / ungestempelt)
b) offizielle Marken, die sehr selten und teuer sind: entweder gestempelt oder ungestempelt
c) offizielle Marken, die nur als besondere Abart selten sind

usw. Wir können dann auch noch die inoffiziellen Briefmarken nennen.
z.B.
d) nicht verausgabte Briefmarken
e) versehentliche Fehldrucke
f) Versuchsdrucke/Probedrucke.

Die 1 Penny rot gezähnt, Plate 77 gehört in die Kategorie c).

Nach Meinung von Sir Edward Bacon könnten die Marken der Plate 77 auch "trials" sein, "printed before plate 77 was rejected". Dann gehört die Marke in Kategorie f)

Ich habe in den letzten Monaten vor allem Briefmarken der Kategorie a) (=Liste Haas, 1905) und b) (=Liste Schubert, 1912) besprochen, siehe z.B. @ Heinz 7 [#318]. Ich werde mit diesen Studien noch fortfahren (ich habe mich zuerst auf die "Grundlagen" (= Raritäten im Jahr 1905 bzw. 1912) konzentrieren wollen, nicht ohne dabei zu vergleichen, wie diese "alten Raritäten" sich heute, rund 100 Jahre später, behaupten konnten).

Wie ich mich den Briefmarken der übrigen Kategorien c) - f) ... widmen kann und soll, muss ich im Moment noch offen lassen. Die nicht verausgabten Marken (d) werden von uns ja bereits in einem speziellen Thema behandelt.

Heinz
 
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