Thema: Baldwin's Coins & Stanley Gibbons in der Strand Collectibles Group vereinigt
Carolina Pegleg Am: 08.07.2009 22:43:24 Gelesen: 97185# 36@  
@ doktorstamp [#28]

Mit den Unterschieden im einzelnen zwischen dem Bankrecht in England und Schottland kenne ich mich natürlich nicht aus. Es ist gut wenn Du mich da zur Vorsicht und vor voreiligen Schlüssen warnst.

Ich finde, man sollte aber auch jetzt nicht gleich in das andere Extrem fallen und hier gleich einen Betrug wittern oder nur die Absicht die Bilanzen zu verschönern.

(1) alle Firmen wollen, genauer gesagt, müssen Profit machen, wenn sie am Markt bestehen wollen und Arbeitsplätze erhalten wollen. Die Firma kauft Briefmarken zu x ein und verkauft in etwa zu x + 100%.

Was Lars diesemal sagt "Wenn diese Stücke mit Gewinn verkäuflich wären, dann hätte das Unternehmen den Umsatz bestimmt gemacht" [#34], stimmt also nicht 100%. Die Marken werden mit Gewinn verkauft, und zwar an den Investor. -- Dann werden Gehälter und Miete bezahlt und am Ende bleiben von jedem Pfund Umsatz etwa 18p Gewinn (gemäss Bilanz). Dies ist ein recht hoher Prozentsatz im Vergleich mit anderen Branchen, aber nicht astronomisch.

(2) Firmen müssen sich irgendwie finanzieren, entweder durch Bankkredit (derzeit schwierig), durch Ausgabe von Aktien (kompliziert und von bestehenden Aktionären nicht gerne gesehen), oder durch Ausgabe von Anleihen ("bonds"). Firmenanleihen sind absolut nichts neues. Im Prinzip leiht man einer Firma Geld gegen ein Zinsversprechen Wer eine normale Anleihe kauft, hat in der Regel keinerlei Sicherheit (kommt auf die konkrete Ausgestaltung an). In der Regel ist man im Falle eines Falles auf die Konkursquote angewiesen (Bei SG gehören einem wenigstens die Briefmarken). Egal ob man jetzt eine Anleihe von Daimler oder Stanley Gibbons kauft. Man muss stets das Risiko und den Ertrag vergleichen. Mehr Zinsen als auf dem Sparbuch gibt es eben nur, wenn man auch mehr Risiko übernimmt. Das grosse Caveat ist, dass Firmenanleihen im allgemeinen der Bankenaufsicht, ggf. auch der Börsenaufsicht unterliegen, so dass es einen gewissen Investorenschutz gibt. Dies ist bei SG nicht der Fall. Alleine damit verbietet sich m.E. derzeit eine Investition bei SG.

(3) Das Geld dass zur Finanzierung eingesammelt wird -- egal ob durch Bankkredit, Aktienemission, oder eben Anleihe -- wird in die Firma gesteckt, mit dem Ziel durch geschickte Investition in die Firma eine höhere Rendite zu erwirtschaften als anderweitig möglich. Das macht jede Firma so. Sonst könnte McDonalds das Geld auf dem Sparbuch lassen, anstatt neue Filialen zu eröffnen. Die Investoren von McDonalds (die Aktionäre) haben aber nicht investiert, damit am Ende die Firma soviel erwirtschaft, wie es auch auf einem Sparbuch gegeben hätte: mehr Risiko, höhere Erwartungen an den Ertrag.

Hier "leiht" SG sich von den Anlegern -- wenn man bei den Mindestverzinsungen bleibt -- Geld zu 4-5% und erwirtschaftet oben erwähnte ca 20%. Für den Fall, dass Investoren nach Zeitablauf von ihrem Rückkaufsrecht Gebrauch machen, die Marken aber im Wert gesunken sind, gibt es Rückstellungen in der Bilanz (derzeit etwa eine halbe Millionen Pfund).

Ich hoffe ich klinge nicht zu sehr wie ein Oberlehrer. Aber einiges was ich hier gelesen habe, erschien mir bei allem guten Willen doch etwas wirtschaftsfeindlich und es ist nun mal mein Broterwerb.

Als Sammler brauchen wir alle SG nicht, da unsere eigene Sammlung bereits eine Vermögensdiversifizierung in Sammelgegenstände darstellt. Ausserdem haben wir das know-how um ggf. auch bessere Schnäppchen zu machen, als von SG zu kaufen. Für Nicht-Sammler sehe ich aber nach wie vor eine Lücke und meine eine möglicherweise gute Geschäftsidee zu erkennen. Vorausgesetzt es gelingt die erstrebte Anerkennung durch die Bankenaufsicht.
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/1345
https://www.philaseiten.de/beitrag/17688