Thema: Baldwin's Coins & Stanley Gibbons in der Strand Collectibles Group vereinigt
Carolina Pegleg Am: 09.07.2009 21:28:48 Gelesen: 97126# 41@  
@ Lars Böttger [#39]

Ich gebe Dir zu, dass ich bei meiner Betrachtung zum Insolvenzrisiko auf die Gesamtverbindlichkeiten und nicht nur auf die langfristigen Verbindlichkeiten hätte abstellen können/sollen, obwohl es auch nicht ungewöhnlich ist die langfristigen separat zu betrachten. Nimmt man die kurzfristigen dazu, im wesentlichen laufende Lieferantenverbindlichkeiten, sieht das Bild auch nicht anders aus. Im Vergleich zu anderen Unternehmen hat SG eine sehr geringe Schuldenlast.

Das was SG anbietet hat mit Warentermingeschäften auf Schweinebäuche nichts zu tun. Das weisst Du auch. Und von einer Anlage für den sicherheitsbewussten Investor hat auch niemand gesprochen. Mir geht es darum nach Möglichkeit die "tatsächlichen Hintergründe" [#1] unvoreingenommen zu analysieren. Die Sache ist m. E. leider nicht so einfach dies als unseriöses Schneeballsystem abzutun. Ich verstehe, dass was Du sagst ironisch / polemisch gemeint ist, aber hilft dies wirklich die Hintergründe zu beleuchten und für interessierte Mitleser (wenn es denn noch welche gibt) aufzuklären, was Konzeption und Risiken (tatsächliche, nicht eingebildete) sind?

Ich stimme Dir mit Deinen Bedenken hinsichtlich der oft überschätzten Sicherheit von Anlagen ansonsten vollkommen zu. Oft wissen Anlieger wirklich nicht, welche Risiken sie übernehmen. Aber diese Bedenken sollten sich nicht zu Paranoia auswachsen, wonach wir alle unser Geld nur noch unter die Matratze stecken.

Die Sicherheit der Anlage ist wichtig, aber eben nur ein Kriterium. Ebenso wichtig ist für die meisten Investoren leider die Rendite. Und wenn 1% Zinsen auf dem Sparbuch nicht reichen, da noch nicht einmal die Inflation ausgeglichen wird, dann ist man gezwungen in anderen Anlageformen, in erster Linie Aktien und festverzinslichen Anlagen, auszuweichen und so eben etwas grössere Risiken zu übernehmen. Das hat mit Gier nicht zu tun, sondern mit der traurigen Notwendigkeit irgendwann einmal mit dem Ersparten die Rente subventionieren zu müssen. Wer höhere Renditen haben muss, aber das notwendigerweise erhöhte Risiko minimieren will, kann dies nur durch Diversifizierung erreichen. Erst bei sehr grossen Vermögen werden da vielleicht max 5-10% Investition in Sachanlagen wie Antiquitäten zu erwägen sein.

Da Sammler schon einen Teil ihres Vermögens automatisch in Briefmarken stecken haben, kommt eine zusätzliche Anlage in Briefmarken also selbst bei Sammlern mit grossem Vermögen kaum in Frage, da hierdurch keine (weitere) Diversifizierung erreicht würde. Das habe ich oben schon einmal geschrieben, wiederhole es aber noch einmal, weil es mir ein wichtiger Gedanke erscheint.

Für grosse Vermögen im allgemeinen, insbesondere institutionelle Anleger, die (1) mehr als die Sparbuchrendite erwirtschaften müssen, (2) sowieso oberhalb der bei Banken garantierten Anlagebeträge liegen und (3) ihre Anlagevermögen diversifizieren müssen, mögen geringfügige (vielleicht <1%) Investitionen in Briefmarken neben Antiquitäten und anderen Sammelgegenstände in Betracht kommen. Bisher gibt es da kein Angebot, weswegen ich dabei bleibe, dass SG eine interessante Idee hat (mit der jetzt mehrfach diskutierten Einschränkung der noch fehlenden Bankenaufsicht).

Um schliesslich noch eine weitere schiefe Darstellung in diesem Thema gerade zu rücken: Das Inventar wird in der Bilanz -- auch bei SG -- grundsätzlich konservativ nach dem niedrigeren Wert von Erwerbskosten oder Realisierungswert ausgewiesen. Es trifft also nicht zu, dass SG eine Marke, die für 100 gekauft wurde, sich in den eigenen Katalogen mit 1000 bewerten kann. In den Büchern steht die Marke stets mit den Erwerbskosten von 100. Ausser der tatsächliche Realisierungswert wäre auf 80 gesunken, dann muss nach unten korrigiert werden. Die Bewertung wird von Wirtschaftsprüfern überprüft und bestätigt. Ich sage nicht, dass bei der Inventarbewertung nicht manipuliert werden kann, aber man sollte da jetzt auch nicht überreagieren. Das ist bei jeder Firma ein potentielles Manipulationsfeld.

Ein bislang noch nicht erwähntes (?) Risko ist noch das Währungsrisiko. Gekauft und verkauft wird in britischen Pfund. Da mag man sich über 4-5% Rendite nicht freuen, wenn der Wert des Pfundes bei Ablauf des Vertrages in 5 Jahren z. B. um 10% gesunken sein sollte.
 
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