Thema: Stempel bestimmen: Rostachteckstempel aus Österreich und Nachfolgestaaten
Stefan Am: 22.04.2018 18:33:55 Gelesen: 5339# 1@  
Bei der Durchsicht von Massenware verschiedener europäischer Staaten kristallisierte sich zwangsläufig im Verlauf einiger Jahre heraus, dass die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn (hier der Teil Cisleithanien) sukzessive verschiedene Stempeltypen in Verkehr brachte, welche sich auch in der Zeit nach dem Zerfall des Kaiserreiches (Ende 1918) auf Briefmarken der Nachfolgestaaten belegen ließen. Am Beispiel sei dies an der nachfolgenden Stempelform aufgezeigt, welche in der Stempeldatenbank http://www.philastempel.de als Rostachteckstempel definiert wird. Dieser Typ wird in verschiedene Gruppen unterteilt, abhängig von der Zeilenanzahl. Bisher liegen mir Verwendungen aus den nachfolgenden Staaten vor bzw. sind bekannt:

1. Österreich (österreichischer Teil der Doppelmonarchie)



Beispiele aus Brixen, Graz, Innsbruck und Meran

2. Fürstentum Liechtenstein (in der Fachliteratur [1] abgebildet, aus dem Ort "Schaan")

3. Tschechoslowakei (erste Republik ab 1918)



Beispiele aus Franzenthal, Schatzlar, Chrudim, Breitenbach und Machendorf

4. Polen (zweite Republik ab 1918)



Beispiele aus Tymbark, Liszki, [...]inow[...], Limanowa und … [später Teilabschlag, Ortsname nicht lesbar]

5. Österreich (erste Republik ab 1918)



Beispiel u.a. aus Parsch (?)

6. Deutsches Reich (nach dem « Anschluss » Österreichs im März 1938)

Weiterhin wären nach dem Ende des ersten Weltkrieges evtl. laut Karte aus [2] denkbar:
- Italien (Südtirol) / Triest (Jülisch-Venetien)
- Jugoslawien (Slowenien)
- Rumänien (Bukowina)
- Deutsches Reich (Sudetenland ab September/Oktober 1938, erneute Verwendung der alten deutschsprachigen Stempel aus der Kaiserzeit)
- Österreich (zweite Republik ab Mai 1945)

Wem sind weitere Länder bekannt bzw. Lassen sich aus dieser Liste belegen?

Ist bekannt, in welchem Zeitraum diese Stempeltype produziert und an die Postämter verteilt wurde? Soweit den Stempeldatenbanken http://www.philastempel.de und stampsx.com entnehmbar, datiert der Hauptverwendungszeit scheinbar auf die Jahre ca. 1890 – 1910 und fällt damit primär auf die Entwertung österreichischer Briefmarken der Kaiserzeit. Den Ortsnamen nach wurden oftmals eher kleinere Postämter bzw. Postämter kleiner Orte mit dieser Stempeltype ausgestattet.

Für die Länder Polen und Tschechoslowakei lassen sich Abschläge des Rostachteckstempels mit etwas Geduld durchaus finden, wie o.g. Beispiele aus 3. und 4. belegen.

Der Nachweis der Verwendung dieser Stempeltype auf Briefmarken des Deutschen Reiches ab 1938 (siehe 6.) geststaltet sich bereits etwas schwieriger. Bisher ist mir – trotz Durchsicht mehrerer 10.000 Briefmarken aus jener Zeit - erst ein Exemplar bekannt geworden, mutmaßlich aus dem Ort Andrichsfurt (Österreich) aus dem Jahr 1939:



"[AN]DRICHSFUR[T] / 21.3.39"

Gruß
Pete

[1] Michel Liechtenstein-Spezial 2015/16, Katalogisierung der Vorläuferausgaben
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreich-Ungarn#/media/File:%C3%96sterreich-Ungarns_Ende.png
 
Quelle: www.philaseiten.de
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