Thema: Die ersten Jahre des Streifbandes bzw. Kreuzbandes als Ganzsache
Jürgen Witkowski Am: 12.07.2009 22:58:50 Gelesen: 100914# 9@  
Da der englische Queen Victoria ein langes Leben beschieden war und das Porto stabil blieb, bestand keine Veranlassung die Streifbänder zu verändern.

Um die in einem anderen Thema durch unermüdliches und weitgehend kommentarfreies Zeigen gleichartiger Belege aufkommende Monotonie zu vermeiden, will ich ein wenig die Geschichte erzählen, die ein unscheinbares zerknittertes Zeitungsstreifband hergibt.

Der Aufgabestempel vom Bahnhof Liverpool (Liverpool Exchange) vom 16. November 1894 hat eine Besonderheit in der Uhrzeitangabe. Die Uhrzeit 6 H*P steht für 18.40 Uhr. Beginnend mit dem Buchstaben "A" für 5 bis zum Buchstaben "L" für 55 wurde damit die Minutenzeit im Abstand von 5 Minuten dargestellt. Es gab auch Stempel in denen die Stunden ebenfalls durch Buchstaben von A - M für 1 -12 verwendet wurden. Diese Stempel waren hauptsächlich zwischen 1893 und 1895 in Gebrauch, vereinzelt noch bis ca. 1900.

Der Empfänger, die Baumwollfabrik Herzfeld Söhne, Düsseldorf war seinerzeit eine der bedeutendsten rheinischen Unternehmerfamilien. Vielleicht wurde mit diesem Streifband eine Fachzeitschrift über Maschinen zur Baumwollherstellung oder Weberei verschickt. Auf diesem Sektor hatte England zu dieser Zeit Weltgeltung.

Die Familie Jakob Herzfeld war interessanter weise befreundet mit einem gewissen Karl Marx. Auf die Söhne Joseph und Franz scheint die Bekanntschaft großen Einfluss gehabt zu haben. Joseph Herzfeld wurde zwischen 1898 und 1924 als Politiker und Abgeordneter der SPD, USPD und schließlich der KPD bekannt. Sein Bruder Franz führte unter dem Künstlernamen Franz Held als anarchistischer Dichter, Dramatiker und Prosaautor ein schwieriges Leben, dass in einer Irrenanstalt endete.

http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Herzfeld
http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Held_%28Schriftsteller%29

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
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