Thema: Doppelprägungen und Doppeldrucke von Briefmarken - Re-entry
SH-Sammler Am: 20.05.2018 10:33:01 Gelesen: 26830# 25@  
@ ReinierCornelis [#24]

Hallo Rein,

so gut, dass Du dieses Thema wieder mal nach vorne geholt hast.

Du zeigst 2 typische Doppelprägungen (Re-entries) von Briefmarken, welche im Stichtiefdruck-Verfahren hergestellt wurden. Soweit ist Deine Beschreibung absolut korrekt. Siehe dazu auch die bisherigen Beiträge [#7], [#12] und [#14] zum Thema Re-entry resp. Doppelprägung. Dann ist da auch noch ein DoppelDRUCK beschrieben, siehe dazu Beitrag [#13].

Nun gibt es zum Thema Druckverfahren anscheinend noch Fragen, die ich so gut als möglich beantworten möchte.

Beim Buchdruck / Hochdruck ist das Sujet auf dem Druckzylinder erhöht, heisst: es steht gegenüber den unbedruckten Stellen vor, deshalb HOCHdruck. Beim Druckprozess werden diese vorstehenden Stellen mit Farbe eingefärbt und dann mit Hilfe eines Gegendruckzylinders auf das Briefmarkenpapier übertragen. Bei zu starkem Gegendruck erfolgt ein sogenannter "verquetschter Druck". Bei zu leichtem Gegendruck wird der Farbdruck nicht sauber ausgeführt.

Beim Stichtiefdruck wird das Sujet (mit einem Prägestempel = Molette) in die Druckplatte resp in einen Druckzylinder eingepresst. Beim Druckprozess wird der ganze Druckzylinder zürst mit Farbe bedeckt. Auch die vertieften (geprägten) Stellen sind mit Farbe gefüllt. Als nächster Schritt wird die überschüssige Farbe auf der feinst geschliffenen Oberfläche des Zylinders abgerakelt, sauber gewischt. Die verbleibende Farbe in den vertieften Rillen (dem Marken-Sujet) wird anschliessend auf das Briefmarkenpapier gedruckt. Der Gegendruckzylinder ist beim Stichtiefdruck mit dem identischen Sujet ausgeführt, jedoch ist das Bild "erhaben", hochstehend. Diese vorstehenden Linien beim Gegendruck müssen beim Druckprozess positionsgenau mit dem vertieften Bild des Druckzylinders übereinstimmen. Dieses Ineinandergreifen des Gegendruckes in den Druckzylinder ergeben bei sauberer Ausführung ein Relief, welches bei den Briefmarken mit Stichtiefdruckverfahren sichtbar sein sollte.

Phuuu, ein kompliziertes Verfahren auf eine einfache Art und Weise zu erklären, ist nicht leicht. Ich hoffe jedoch, dass auch NICHT-Druckfachleute ein wenig Einblick in das Druckverfahren erhalten haben.

Viele Grüsse
SH-Sammler Hanspeter
 
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