Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 01.06.2018 14:20:43 Gelesen: 279285# 272@  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Laufzettel (LZ), von dem ich nicht geglaubt hätte, ihn jemals sehen zu dürfen, geschweige denn zu besitzen, doch das Laufzettel - Wunder geschah.





Eine Fahrpostsendung von Augsburg an einen in bayerischen Diensten stehenden Militär in Frankreich war dort scheinbar nicht angekommen (was Wunder!), so dass der Absender in Augsburg zu seinem Oberpostamte lief, um Beschwerde zu führen. Diese nahm sich der Sache an und sandte ein Schreiben mit der Manualnummer 1 an ein "K. bayer. Feldpostamt in Frankreich ibi ubi" unter Chargé. "Ibi ubi" bedeutete hier kein französischer Ort, sondern war lateinisch für "wo immer das sein sollte", weil man ja in Augsburg nicht wissen konnte, wo das passende Feldpostamt lag.

Historie: Mit dem böhmischen Heer des österreichischen Feldmarschalls von Schwarzenberg marschierten bayerische Truppen unter General von Wrede ab Januar 1814 nach Frankreich, nachdem Napoleons Armeen geschlagen worden waren. Die Feldpost war auf 2 Feldpostdetachements aufgeteilt worden, weil die Grenzlinie zu lang für eines gewesen wäre. Zwischen Basel und Epinal mussten daher Feldpostrelais installiert werden. Erst nach dem Frieden vom 30.5.1814 zog sich das Feldpostamt aus Frankreich zurück, verblieb jedoch weiterhin mobil, weil der Lage angemessen.

Weiter mit unserem Stück: Irgendwann lief es per Feldpost nach Augsburg zurück, wo man den Inhalt an die K. Postwagensexpedition Obergünzburg (Schwaben) unter der Nr. 210 eingetragen hatte und unten links notierte man noch "Laufzettel Nro. 255". Wo die anderen 254 Laufzettel heute sind, weiß der liebe Gott (wenn er ein Bayernsammler ist, wovon ich mal ausgehe).

Nett auch der Verschluss des Oberpostamts Augsburg, der hier als Siegeloblate genutzt wurde und schon an sich äußerst selten zu finden ist - auf einem Laufzettel, noch dazu per Feldpost und nach Frankreich, kenne ich keinen weiteren.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/8122
https://www.philaseiten.de/beitrag/180067