Thema: Motiv Musik
Cantus Am: 03.06.2018 16:55:59 Gelesen: 161769# 220@  
@ Totalo-Flauti [#219]

Hallo,

dein Beispiel zeigt, wie genau man auch bei scheinbar sachfremden Belegen hinschauen muss, um Wesentliches zu entdecken. Noten der Edition Peters habe ich reichlich in meiner Musikbibliothek, wenn auch meistens nur Klaviernoten oder Klavierauszüge zu Sinfonien oder Opern. Ohne die Ausgaben der Edition Peters würden viele wesentliche Veröffentlichungen der Musikliteratur fehlen.

Ich nutze die Gelegenheit und weise auf einen russischen Komponisten hin, der vermutlich Klassikfreunden bekannt, anderen Menschen aber völlig unbekannt ist. Seine Werke "Baba-Jaga op. 56 (1891–1904)" und "Kikimora op. 63 (1905)" sind wohl die beiden bekanntesten Werke dieses großen, aber leider weitgehend vergessenen Komponisten.

Anatoli Konstantinowitsch Ljadow (russisch Анатолий Константинович Лядов, deutsch auch Liadov geschrieben) lebte vom 29. April 1855 bis zum 15.Juli 1914.

Ljadow war Mitglied der sog. „Zweiten Petersburger Schule“, einem Kreis von Komponisten um den Mäzen Mitrofan Beljajew, der in der Nachfolge des „Mächtigen Häufleins“ stand. Dementsprechend spielte die russische Volksmusik für ihn eine große Rolle – er betätigte sich als Sammler und Bearbeiter von Volksliedern. Sein Klavierwerk, das den Großteil seines Schaffens einnimmt, zeigt sich aber nur selten direkt von der Volksmusik inspiriert, sondern knüpft vielmehr an Frédéric Chopin an. Etwa ab der Jahrhundertwende ließ sich Ljadow zusätzlich von impressionistischen Farbgebungen und Alexander Skrjabin beeinflussen, dem er freilich nach dessen fünfter Klaviersonate nicht mehr zu folgen bereit war. Deutlich stärker als der überwiegende Teil seiner Klaviermusik lehnen sich seine Orchesterwerke an die russische Volksmusik an [1].

Die Sowjetunion ehrte diesen Komponisten im Jahr 1955 mit einer Sondermarke, Mi. 1783.



Viele Grüße
Ingo

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Anatoli_Konstantinowitsch_Ljadow
 
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