Thema: Die Fouré Fälschungen: Altdeutschland Norddeutscher Postbezirk Ganzsachen
Markus Pichl Am: 09.06.2018 22:27:34 Gelesen: 7745# 1@  
Hallo,

zu den bekanntesten Fälschern des 19. Jahrhundert gehört Georges Fouré. [1]

Er fälschte vor allem Ganzsachen von Preussen und dem Norddeutschen Postbezirk, ferner solche mit Brustschild-Wertstempeln des Deutschen Reichs. Diese Fälschungen, teils handelt es sich sogar um neuartige Kreationen, gelangen Fouré deshalb so gut, weil er über originales Druckwerkzeug, in Form von originalen Klischees verschiedener Wertstempel, verfügte. Seine Fälschungen konnte er wohl in der Reichsdruckerei mit originaler Druckfarbe herstellen.

Heute möchte ich zwei seiner Fälschungen zeigen. Er fertigte seine Fälschungen nicht in Massenproduktion an sondern nur in kleinsten Auflagen, vermutlich zwischen 10 und 20 Stück pro Sorte.

Mit originalem Wertstempel ahmte er u.a. Ganzsachen nach, die in ihrer Form den Umschlägen der Victoria-Invaliden-Stiftung ähneln.

Der Umschlag dieser Fälschung hat das Format von ca. 37,3 x 13,8 cm und entspricht in seiner Größe in etwa den Maßen von Umschlag Borek-Nr. 1 d, für vorgenannte Stiftung. Jedoch fehlt der Aufdruck "Angelegenheiten der Victoria=National=Invaliden=Stiftung".







Dieser Umschlag ahmt NDP Ganzsache U 22 A in ungebraucht nach. Auffällig, gegenüber originalen Ganzsachen, ist das abweichende Papier.





Ein weiteres Erkennungsmerkmal, für eine Fouré-Fälschung, stellt das Zeichen des Berliner Briefmarkenhändlers Künast dar. Künast erwarb in den Jahren 1883 bis 1890 von Fouré zahlreiche seiner Fälschungen und dies wohl im Unwissen darüber, dass es sich um Fälschungen handelt. Bevor Künast bestimmte Ganzsachen an seine Kunden weiterverkaufte, signierte er sie mit seinem Zeichen. Das Zeichen ähnelt einem neunteiligen Mühlrad und kommt gemäß Borek-Katalog auch in roter Stempelfarbe vor. Bei meiner Ganzsache ist es in violetter Stempelfarbe abgedruckt.



Glücklischerweise ist das Zeichen und die dazugehörige Erklärung im Borek-Ganzsachen-Katalog (Verfasser Hans Meier zu Eissen) abgebildet bzw. abgedruckt. Diesen Umschlag hatte ich einst bei einem BPP-Prüfer, Herrn Flemming, zur Prüfung eingereicht. Die Beurteilung von Herrn Flemming lautete damals auf "Nicht sicher prüfbar! (Fouré ?) ./.".



Ich hingegen war mir damals schon sicher, dass es sich um eine Fälschung handelt, hatte ich doch genügend Vergleichsmaterial von echten Ur-Umschlägen von Preussen und weiteren sogen. Aufbrauchs-Umschlägen des NDP. Nur hatte ich damals nicht die Abhandlung im Borek-Ganzsachen-Katalog gelesen, obwohl ich den zu dieser Zeit schon lange hatte. Nun bin ich mir ganz sicher, dass es sich um eine seltene Fouré-Fälschung handelt, dank des Zeichens des Berliner Briefmarkenhändlers Künast.

Eine weitere negative Erfahrung meinerseits, mit BPP-Prüfern. Es ist doch ganz einfach, bei diesem angeblichen Umschlag NDP U 22 A auf Fouré-Fälschung zu kommen und einen entsprechenden Befund auszustellen. Wer soll denn sonst mit orignalem Druckwerkzeug eine solche Fälschung hergestellt haben? Für mich ist das alles nur noch unfassbar.

Beste Grüße
Markus

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Georges_Four%C3%A9
 
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