Thema: Tschechoslowakei Luftpost 1919 bis 1938
Detlev0405 Am: 19.06.2018 13:10:21 Gelesen: 176041# 53@  
Heute habe ich einmal ein Randgebiet der Luftpost aus dieser Zeit heraus gesucht. Es handelt sich dabei um eine kleine Auswahl von Werbestempeln zu diesem Gebiet.



Vom 12.06. bis zum 06.07.1937 fand in Prag Holesovice auf dem dortigen Ausstellungsgelände die gesamtstaatliche Luftfahrtausstellung statt. Offensichtlich ist die geplante Ausstellungsdauer bis zum 20.06. (siehe Werbestempel) verlängert worden, was bei großer Beliebtheit nicht unüblich war. Dieser Stempel ist neben dem zweiten Stempel hier einer der beliebtesten Werbestempel aus der Zeit der Tschechoslowakei.



Der zweite hier aufgezeigte Stempel ist ein propagandistischer Werbestempel. 1935 erfolgte der Aufruf, 1000 neue Piloten für die Luftfahrt anzuwerben. Im Werbestempel wurde keine konkrete Aussage getroffen, ob für den zivilen oder militärischen Bereich – aber beide hatten einen großen Bedarf und man kann davon ausgehen, das die Spezifikation bei den persönlichen Gesprächen statt fand. Erstaunlich ist das Ergebnis der Werbeaktion – 1935 112 Piloten, 1936 186 Piloten, 1937 623 Piloten und bis zum Herbst 1938 weitere 222 Piloten. Somit wurde das Ziel der Werbekampagne mit 143 Piloten überboten.



Im Jahre 1933 kam dieser Werbestempel zur Benutzung der Luftpost zum Einsatz. Hier ein Beispiel vom Postamt Prag 14.



Banska Stiavnica ist ein kleiner Ort (heute etwa 10.000 Einwohner) in der zentralen Slowakei – etwa 175 km östlich von Bratislava. Berühmt ist die Stadt als Bestandteil des UNESCO Weltkulturerbe auf Grund seiner Bergbaugeschichte und der Rolle in Zeiten der Reformation.

Hier gab es in den 30er Jahren (vermutlich ab 1933) ein Werk zur Produktion von Segelflugzeugen. Es ist eng verbunden mit den tschechischen Konstrukteur Hubert Vahal, der zu dieser Zeit eine große Rolle in diesem Bereich spielte. Gleichzeitig wird er als hervorragender Instrukteur für Segelflugzeuge beschrieben.

Nun stellt sich die Frage, wie so ein kleiner Ort Werbung für den Besuch des Flugzeugwerkes machen kann, wo doch die Lage des Ortes in der Tschechoslowakei sehr dezentral war. Dazu muss man wissen, das vom 24.04. - 04.05.1935 der erste nationale Segelflugwettbewerb der Tschechoslowakei in Banska Stiavnica stattfand. Somit erscheint es logisch, wenn das Werk für Segelflugzeuge auf sich aufmerksam macht.

Der Stempel wurde sowohl in schwarz als auch in blau abgeschlagen. Er ist sehr selten anzutreffen.



Im Jahre 1938 kam ein neuer Flugpoststempel am Postamt Prag 1 heraus. Bei Mahr findet sich dazu keine Auskunft, dafür bei Horka. Unter der Nummer R 1 wird er bei den Stempeln gelistet. Interessant ist dabei, das Horka den Stempel erst ab Juli 1938 registriert hat. Sein Einsatz ist naturgemäß zeitlich begrenzt, da im März 1939 die Tschechoslowakei von deutschen Truppen besetzt wurde. Bei dem Stempelabschlag vom 26.06.1938 handelt es sich entweder um einen Probeabschlag des Stempels, wahrscheinlicher jedoch um eine Gefälligkeitsabstempelung direkt am Schalter beim Postamt Prag 1 für einen Sammler. Es war ein Freitag im Jahre 1938.



Als letztes Beiwerk heute ein normaler Geschäftsbrief der CLS an das Reisebüro CEDOK in Mährisch Ostrau. Wir erinnern uns, in der jungen Tschechoslowakei gab es die staatliche Luftverkehrsgesellschaft CSA – übrigens die fünft älteste noch heute fliegende Gesellschaft der Welt – und die private CLS. Im Oktober 1926 fand die Gründung der CLS statt, Initiator und Kapitalgeber waren die Skoda Werke. Bemerkenswert die Strategie dahinter. Während es gegenüber der staatlichen Luftfahrtgesellschaft von den Nachbarländern (aus welchen Gründen auch immer im Ergebnis des Nachkriegseuropa) Hemmungen zur Kooperation gab, stiegen bereits 1927 die DLH und die OELAG (österreichische Luftfahrtgesellschaft) bei der CLS ein. Das sichtbare Ergebnis war die Eröffnung der Fluglinie Berlin – Dresden – Prag – Wien am 21.03.1927. Diese Linie wurde bis 1939 betrieben. Der Höhepunkt der Tätigkeit der CLS war die Eröffnung der Linie von Prag über Kassel nach Rotterdam am 30.04.1928 als alleiniger Betreiber und deren Ausweitung als sogenannte Fluglinie „Donau – Express“ . So ging diese Linie von Rotterdam über Prag nach Wien und Budapest. Später erfolgte die Verlängerung der Linie nach London. Aus dieser Zeit stammt auch die enge Zusammenarbeit mit der KLM aus den Niederlanden. 1945 wurden die CSA und CLS zusammen gelegt und firmierten als CSA, aus der 1995 die Czech Airlines a.s. wurde.

Gruß
Detlev
 
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