Thema: Altdeutschland Württemberg: Schöne Belege
bayern klassisch Am: 03.07.2018 15:12:11 Gelesen: 49619# 70@  
@ gabriele [#69]

Hallo Gabi,

wegen deiner vielen, interessant gestellten Fragen habe ich dein Posting hierher kopiert und beantworte die Fragen, so ich das kann, darunter.

"Was ich bisher noch nicht verstehe ist "Innerwürttembergisch" (= WUE) zu "Deutsch-österreichischer Postverein" (= DÖPV). Durch den DÖPV wurden doch auch die "inneren Gebühren" der Mitgliedstaaten vorgegeben (?)"

Durch die Gründung des DÖPV wurden nur die Gebühren im Wechselverkehr vorgegeben, nicht aber die inneren Gebühren von Bayern, Württemberg, Baden, Hannover, Preußen usw.. Die Gebührenhoheit bei rein bayerischen, württembergischen oder badischen Briefen verblieb bei jeder Postverwaltung, wenngleich auch die ein oder andere Postverwaltung durch das Gebührenprogramm des DÖPV Anleihen für den inneren Postverkehr nahm (Bayern z. B.).

"Wahrscheinlich liegt das an den Württemberg-Freimarken Nr. 1 - 5, dort sind Württemberg und der DÖPV vermerkt."

Der Grund für die Nominierung von Württemberg und dem DÖPV auf den Marken Württembergs lag allein darin, dass die Kundschaft, die ja bisher keine Marken kannte, nun wusste, wohin man mit diesen neuen Marken überhaupt frankieren konnte. Da hier z. B. nicht Frankreich, die Schweiz oder Japan genannt wurden, wussten bzw. ahnten die damaligen Korrespondenten, dass die Frankatur mittels Marken nach diesen Ländern nicht legitim war.

"Bis 31.12.1867 kostete in WUE ein Briefversand bis 12 Meilen drei Kreuzer."

In Bayern auch!

"Im DÖPV galt die gleiche Gebühr für Entfernungen bis 10 Meilen (im Wechselverkehr)."

Aber intern galt das Loth inklusive, im DÖPV immer exklusive. Ein Brief mit genau 1 Loth Gewicht von Stuttgart nach Leonberg kostete also einfach bis 12 Meilen nur 3 Kreuzer, während ein Brief von Ulm nach Neu-Ulm mit dem gleichen Gewicht schon 6 Kreuzer gekostet hätte (bis 10 Meilen, 2. Gewichtsstufe).

"Also kostete "Innerwürttembergisch" (= WUE) genauso viel wie "Innerbayerisch" (= BAY), oder ist das falsch?"

Nein - ist sehr gut beobachtet!

"Wie werden die internen Gebühren der Mitgliedstaaten im DÖPV genannt? Wäre das WUE-DÖPV-Kreuzerzeit oder BAY-DÖPV-Kreuzerzeit?"

Wir unterscheiden zwischen Postvereinsgebühren und württembergischen bzw. bayerischen (oder sächsischen) Inlandsgebühren.

"Was kostete 1866 ein Brief von Aalen (WUE) über Nördlingen (Austauschbahnhof ?) nach Donauwörth (BAY) ~> 62 Km ~ 8,4 Meilen? Nach meiner Vermutung: im DÖPV eine Gebühr von 3 Kreuzern."

Frankiert kostete ein Brief dieser Art unter 1 Loth 3 Kreuzer, weil bis 10 Meilen = 75 km im 1. Rayon (= Entfernungszone) im Postverein. Nördlingen war aber nicht Austauschbahnhof, sondern Kartenschlußamt Bayerns von und nach Württemberg. Austauschbahnhof ist vlt. nicht der glücklichste Ausdruck, auch wenn erfahrene Sammler wissen, was du damit meinst.

Aber diese 3 Kreuzer galten nur für frankierte Briefe - unfrankierte kosteten 3 Kreuzer Zuschlag je angefangenes Loth.

Ich finde es toll, dass du dich so bei Altdeutschland / Württemberg engagierst; es gibt nichts Besseres als Altdeutschland zu sammeln, weil man in die Geschichte eintaucht, vieles sich selbst beibringt, in historischen Dimensionen zu denken lernt und, wenn man nicht die Bomben des Sammelgebietes kauft, mit moderatem Finanzeinsatz viel Interessantes und Schönes zusammentragen kann. "Go for it", würden jüngere Sammler jetzt sagen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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