Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 06.07.2018 12:08:03 Gelesen: 272390# 287@  
Liebe Freunde,

telegraphische Depeschen hatten prinzipiell nichts mit der Briefpost zu tun - außer sie hätten jemanden erreichen sollen an einem Ort ohne Telegraphenstation; dann wurde das Telegramm von der diesem Zielort nähesten Telegraphenstation in ein Kuvert gesteckt und per Post an die näheste Poststelle geleitet, um von dort aus ausgetragen zu werden.





Des weiteren unterscheiden wir Staats - Depeschen, die kostenfrei waren und Privat - Depeschen, die dies eben nicht waren. Hier zeige ich eine PD = Privat - Depesche der Telegraphenstation Straubing vom 31.8.1858 an "H. Otto Schmutzer bei C. Arnold junior in Straubing".

Die Depesche hat noch vollen Inhalt, was sie für mich sehr wertvoll macht(e), denn ursprünglich stammte der Text aus Passau und wurde dort am selben Tag um 16.45 Uhr in die Feder diktiert, um 16.53 Uhr telegraphiert und war in Straubiing um 16.56 Uhr angekommen. Schon um 17.00 Uhr gab man in Straubing die eingetütete Depesche einem der dortigen Telegraphenboten zur Bestellung (nicht dem Postboten, weil das ja ein anderer Postdienst war!).

Als Text lesen wir:

"Otto Schmutzer bei C. Arnold junior Straubing
Beide Briefe erhalten. Näheres per post.
Max Wenz"

Demnach nutzte der gute Max aus Passau diese Depesche gewissermaßen als Rückschein bzw. Retour - Recepisse, die dem Absender den Erhalt von 2 sicher sehr wichtigen Briefen bescheinigte. Da die Depesche weder Gebühren noch Taxen aufweist, ist davon auszugehen, dass Herr Wenz alles in Passau bezahlt hatte bzw. ein entsprechendes Depositum hinterlassen haben musste.

Einen weiteren Beleg dieser Art kenne ich bisher nicht. Wenn man sich die Kosten hierfür überlegt, ahnt man auch, warum wohl.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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