Thema: (?) (668) Postverhältnisse Bayern - Österreich
bayern klassisch Am: 07.07.2018 13:04:28 Gelesen: 199867# 283@  
Liebe Freunde,

den folgenden Brief zeige ich für diejenigen, die beim Anblick einer "Ruine" gleich weiterblättern. Er passt aber in mehrere Sammlungen von mir, daher konnte ich nicht an ihm vorbei gehen.



1. Aufgabe in Wien am 29.7.1867

Jetzt war das Franko zu berechnen: Österreich nach Postverein vom 1.11.1852 mit der Schweiz 15 Neukreuzer (Nkr.) bei über 20 Meilen von den Grenztaxpunkten je Loth und die Schweiz 5 Neukreuzer für den 1. Rayon (weil Solothurn in der Liste der begünstigten Orte aufgeführt war zu allen AD - Ländern ab dem 1.9.1859).

Demnach ergaben sich je Loth folgende Gesamtfranki:

Bis 1 Loth: 20 Nkr.. Bis 2 Loth: 40 Nkr.. Bis 3 Loth: 60 Nkr.. Bis 4 Loth: 80 Nkr.. Bis 5 Loth: 100 Nkr..

Dazu kam noch jeweils die gewichtsunabhängige Recogebühr von 10 Nkr., zu verkleben siegelseitig.

Es war auszuweisen das Weiterfranko für die Schweiz in Neukreuzern und das erste, was wir hierüber sehen ist eine (später) gestrichene 25. Bei 25 Nkr. Weiterfranko hätten wir also eine 5. Gewichtsstufe vor uns mit einem Gesamtfranko von 100 Nkr.

Doch nach Streichung der "25" schrieb man "15" Nkr. als offenbar korrektes Weiterfranko auf, was immer noch einem Brief der 3. Gewichtsstufe gerecht wurde. Demnach wäre das Gesamtfranko 60 Nkr. gewesen, die auch auf dem Brief heute kleben.

Doch einst klebten oben noch weitaus mehr Marken, als heute. Diese wurden von der Post komplett abgenommen und nach Neuberechnung neben die bereits frankierten 10 Nkr. Marken geklebt, wobei nun natürlich die Stempelübergänge überklebt wurden bzw. es keine geben konnte.

Möglich wäre, weil alle Marken vorne und hinten den 29.7. 5 - 7 Uhr zeigen, dass der Brief schon aufgegeben worden war und dann vor der Abspedierung etwas entnommen werden musste, wie das bei Bankbriefen schon mal vorkommen konnte. So wären immerhin ca. 2 Loth (ca. 33g!) weniger plausibel - einen Verwiegefehler von 2 Loth bei einem Recobrief kann man fast ausschließen, jedenfalls in Wien, wo die Elite der Postler residierte.

Über den Bodensee (via Bayern und Württemberg) ging es nach Romanshorn (Bahnpost Romanshorn - Zürich 31.7.) und dann mit der Bahnpost Zürich - Olten weiter (31.7.) Richtung Solothurn, so dass der Brief ab Wien komplett mit der österreichischen, bayerischen, württembergischen (Friedrichshafen - Romanshorn) und Schweizerischen Bahnpost transportiert wurde.

Der Ankunftsstempel von Solothurn mangelt - aber man kann nicht alles haben. Jedenfalls war er poste restante gestellt worden und gerade hierfür war es doch unabdingbar, einen Ankunftsstempel abzuschlagen, weil der Brief 3 Monate lang vorrätig zu halten war und erst nach Ablauf dieser Frist wieder mit dem Vermerk: "Geschah keine Nachfrage" der Aufgabepost zu remittieren war.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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