Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 12.07.2018 18:25:51 Gelesen: 272178# 289@  
Liebe Freunde,

ich zeige einen Brief aus Redwitz (noch ohne eigene Post) mit Aufgabe in Wunsiedel am 5.12.1840 an Poschacher in Tittmoning. Ausweislich des Inhalts übermachte der Absender "Hosenzeuchproben" und bat um gefl. Beachtung derselben und Erteilung eines Auftrages an die Firma Schwarz.



Da ich ja eine Mini - Sammlung von Wunsiedel mein Eigen nenne (eine Heimatsammlung ist es nicht, weil Wunsiedel halt leider nicht meine Heimat ist), passt er sowohl in diese, als auch in eine andere, kleine Sammlung über Muster (Proben) ohne Wert(h).

Die Aufgabepost taxierte hier 17 Kreuzer. Die Entfernung von Auf- zur Abgabepost beträgt 227 km = 30 Meilen. Demnach kämen in Frage über 24 - 30 Meilen mit 10 Kreuzer einfach, oder 30 - 36 Meilen mit 12 Kreuzer einfach. Jeder routinierte Postgeschichtler erkennt damit auf den ersten Blick, dass weder von der Basis einer 10 Kreuzer Taxe, noch von einer 12 Kreuzer Taxe ein Betrag von 17 Kreuzern erreichbar ist, da je Gewichtsstufe immer 50% auf das einfache Porto aufgeschlagen wurden (also 10, 15, 20 usw. bzw. 12, 18, 24 usw.).

Demnach müssen die Muster dem Brief angehängt worden sein, so dass eine Portomoderation zum tragen kam. Die Verordnung sagte aus, dass Drucksachen und Muster ohne Wert die Hälfte der Taxe des einfachen Briefes kosteten. Demnach hätten wir bei bis 30 Meilen 5, 7.5, 10, 12.5, 15, 17.5 Kreuzer vor uns. Dieser hier hätte also in der 6. Gewichtsstufe gelegen, wobei von 17,5 Kreuzern auf 17 Kreuzer abgerundet worden wäre.

Ob ich so schnell einen zweiten Muster ohne Wert - Brief mit 17 Kreuzern Taxe finden werde? Vermutlich eher nicht und wenn überhaupt, dann sicher keinen mehr aus dem lieblichen Wunsiedel. :-)

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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