Thema: Das Ende der Briefmarke ?
Vernian Am: 19.07.2018 11:27:14 Gelesen: 9785# 14@  
@ funnystamp [#1]

Hallo,

Ich möchte mal zurück zu dem Eröffnungs-Post gehen:

Bei der jüngsten Ausgabe vom 12. Juli wird die Serie "Design in Deutschland" um einen weiteren Wert mit 345 Cent erweitert. Allerdings wird diese Marke wohl nicht mehr an allen Verkaufsstellen erhältlich sein, wie sich bereits jetzt zeigt. Es ist dabei nicht die erste Ausgabe in diesem Jahr, die nicht mehr am regulären Schalter zu erwerben ist. So die Blumen-Ausgabe zu 345 Cent. Weiter die Markensets der Dauerserie "Schreibanlässe" und "Sportmarken".

Was Markensets und Rollenmarken-Verausgabung selbstklebender Marken betrifft ziehe ich die Aussage nicht in Zweifel, tatsächlich stehen hierbei inzwischen häufiger in den Ankündigungen der Post (pdf-Broschüre Stempel & Informationen), dass diese nur über die Versandstellen zu beziehen sind. In dieser Hinsicht kann ich dem kritischen Ton und den verschiedenen Aussagen nur zustimmen.

Was nun aber die 345er-Design-Marke betrifft betrachte ich die Aussage erst einmal als reine Behauptung. Denn in den Ankündigungen der Post findet sich zu dieser Marke keine Einschränkung bzgl. des Verkaufs- / Bezugsangaben, d.h. eigentlich müsste diese Marke überall erhältlich sein.

Was dabei nun natürlich zu berücksichtigen ist: Inzwischen ist es m.W. nicht mehr so, dass nur "Poststellen" Markenausgaben nur nach eigener Bestellung erhalten, sondern auch richtige "Postämter". So habe ich es zumindest gehört, ob dies den Tatsachen entspricht sei dahingestellt - aber vieles spricht dafür. D.h. ob ein Filialbetreiber - sei es Poststelle oder tatsächliche Postfiliale - bei Neuausgaben generell jede neue Ausgabe bestellt zum Ausgabetag oder nicht ist letztlich seine Entscheidung. Das die Poststellen inzwischen oftmals gar nicht oder nur gelegentlich Neuausgaben haben oder anbieten, daran dürften sich die Meisten ja wohl schon gewöhnt haben. Das nun auch durchaus denkbar "echte" Postämter nicht mehr jeden Neuausgabenwert anbieten - etwas weil die eigene Erfahrung gezeigt hat, dass solche Werte nicht loszubekommen sind (?) - daran wird man sich auch gewöhnen müssen.

Es ist einfach Tatsache, der Barcodelabel läuft am Schalter schneller und problemloser vom Gerät auf den Brief und der Arbeitsaufwand (Marke abtrennen, befeuchten, aufkleben, stempeln) ist auch geringer: Zwei, drei Tasten am PC, ausgedruckten Label Folie abziehen, aufkleben, fertig.

Aus postalisch-philatelistischer Sicht würde neben einer Anzahl Dauerwerten mit gängigen und ergänzenden Wertstufen die Ausgabe von vielleicht 8-10 Sondermarken im Jahr mit Postkarten- und Briefporto-Wertstufen vollkommen reichen um den Kundenbedarf zur Selbstfrankatur und Aufgabe am Postbriefkasten oder Kundenwunsch nach "sieht schöner aus" zu decken.

Aus kommerzieller Sicht hingehen ist die Produktion von Fluten von Ausgaben für die sog. Postphilatelie die Grundlage des Betriebs und der Einnahmen. So lange Sammler kaufen was angeboten wird wird das funktionieren. Der einfache Kunde bevorzugt Selbstkleber, der nostalgische Sammler wünscht nassklebend - traditionell gezähnt. Also, anstatt dem Bedarf, also dem einfachen Kundenwunsch zu folgen und eben nur noch Selbstklebende zu produzieren wird weiterhin jede Ausgabe in geringerer Menge auch in traditioneller Form herausgegeben - die zusätzlichen Einnahmen sind garantiert! Und wenn dann die nassklebenden Marken auch noch zusätzlich in Blockform und Zusammendrucken sich sogar doppelt, drei und vierfach verkaufen lassen - ja besser geht es für ein gewinnorientiertes Unternehmen doch gar nicht! Und das wenige davon, dass dann tatsächlich mal zur Frankatur verwendet wird - ich glaube nicht das "Postphilatelie" und "Deutsche Post" ihre Leistungen da gegeneinander aufrechnen.

By the way: Für welche Versandform wird eigentlich eine Marke zu 379 Cent benötigt?

V.
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/11798
https://www.philaseiten.de/beitrag/182900