Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 07.08.2009 08:23:08 Gelesen: 1306332# 267@  
Peter Beuth - Erfinder der Technik-Schulen

Von Matthias Grass

Rheinische Post (20.07.09) - Der in Kleve geborene Christian Peter Wilhelm Beuth gehörte zu den großen preußischen Reformern und legte die Grundlagen für eine fundierte Ingenieurausbildung, für die Technischen Hochschulen und die DIN-Norm.

Er ist der Vater der deutschen Ingenieurausbildung, der "Erfinder" von Fachhochschulen und Normierung. Der Verlag für DIN-Normen trägt noch heute seinen Namen: Christian Peter Wilhelm Beuth. Ein Mann mit hellem Blick hinter winziger, runder Nickelbrille vor den hellen, blauen Augen, die blonden Haare in der Mitte gescheitelt, schaut er ernst und neugierig zugleich den Betrachter an. Der Kragen seines Gehrocks ist hochgestellt, das Halstuch wie eine Krawatte unterm Hemdkragen locker geschnürt. Wenn er mit seiner dünnen Stimme sprach, war es bestimmt und klar – auch wenn er sonst eher wortkarg war.

Da sitzt 1835 ein selbstbewusster Mann dem Künstler Modell. Kein Wunder: Beuth arbeitet mit Humboldt zusammen, der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel ist sein bester Freund, der Klever wird in Berlin in einem Zug mit Gartenkünstler Peter Joseph Lenné und dem Mathematiker und Physiker Friedrich Gauß genannt. Seine Idee, Techniker auszubilden, die Studenten an neuesten Maschinen lernen zu lassen, legten den Grundstein für die industrielle Größe des späteren Deutschlands.

Christian Peter Wilhelm Beuth wurde 1781 in Kleve als Sohn eines Arztes geboren, mit 17 begann er nach der Schulzeit in Kleve sein Studium mit Jura und Staats- und Volkswirtschaftslehre in Halle. Beuth war Mitglied in einem Studentenkorps und nahm im berühmten Lützowschen Freikorps an den Befreiungskriegen gegen Napoleon teil. Seine vorbildliche Karriere startete aber schon vorher als Geheimer Obersteuerrat in Berlin. Später als Geheimer Oberfinanzrat im Finanzministerium bereitete er die preußischen Steuergesetze vor, wurde Direktor der Abteilung für Gewerbe, Handel und Bauwesen.

Beuth stellte für die zivile Ausbildung von Ingenieuren völlig neue Lehrpläne auf, holte Anschauungsmaterial aus Europa heran und gründete 1821 seine eigene "Technische Schule". Hier waren qualifizierte Lehrer tätig, das Studium für angehende Ingenieure war kostenlos und es gab Stipendien. Im Gegenzug waren die Anforderungen enorm - das Leistungsprinzip stand ganz oben. "Wer still steht, steht nur scheinbar still. In Wahrheit geht er zurück", spornte Beuth die Studenten seiner Hochschule an.

Bis heute klangvolle Namen waren an seinen Schulen eingeschrieben: die Lokomotivbauer August Borsig und Louis Schwarzkopff, die Elektromechaniker Emil Rathenau und Adolf Slaby, der Schiffbauer Ferdinand Schichau und der erste Flieger überhaupt – Otto Lilienthal. Beuth legte den Grundstein für weitere Gründungen technischer Schulen in Aachen, Hagen, Köln, Elberfeld und Trier, für eine Schiffsbauschule in Stettin, wie Prof. Hans J. Wefeld in einer Festschrift zu Beuth auflistet. Eine Borsig-Lokomotive von 1844 trug seinen Namen.

Seine Reformen hatten Auswirkungen: Nach 1830 erhöhte sich die Zahl der Dampfmaschinen in acht Jahren von 30 auf 300. Die Preußische Akademie der Künste, Vereinigungen in London und Prag und Wien trugen ihm die Ehrenmitgliedschaft an, den Roten Adlerorden trug er bereits seit 1821.

Als Pensionär nach Ischia

Doch nach dem Tod von Friedrich Wilhelm II. fehlte ihm die staatliche Unterstützung, er zog sich 1845 aus allen Ämtern zurück. Was blieb, waren seine Sonntagsgesellschaften – im Haus des Junggesellen traf sich Gott und die Welt mit Schinkel als Dauergast. Man traf sich "zu einem Mittagessen im Überrock und ohne Ansprüche". Als Pensionär schaffte Beuth auch die langersehnte Italienreise – 1847 reiste er nach Ischia. Dort, wo ihm Freund Schinkel die Villa "Beuthania" geplant hatte, die allerdings nie gebaut wurde. Beuth starb 1853.



Mit einer Briefmarke ehrte die Bundesrepublik Beuth zu seinem 200. Geburtstag.

Peter Beuth

Die Bundesrepublik Ausgabe Berlin widmete Peter Beuth eine Briefmarke, die Stadt Berlin benannte die Technische Hochschule jetzt wieder als Beuth-Hochschule. Er bereitet 1817 die neue Steuergesetzgebung bevor, wurde 1821 Staatsrat und leitete bis 1845 die Abteilung für Gewerbe, Handel und Bauwesen, blieb nach seinem Rückzug über 1845 hinaus im Staatsrat. Beuth starb am 27. September 1853 in Berlin und wurde auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in der Nähe seines Freundes Karl Friedrich Schinkel begraben – in einem Ehrengrab der Stadt Berlin.

(Quelle: http://www.rp-online.de/public/article/kleve/734016/Erfinder-der-Technik-Schulen.html)
 
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