Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
bayern klassisch Am: 25.07.2018 22:08:13 Gelesen: 209306# 253@  
Liebe Freunde,

der folgende Brief ist für mich nicht leicht zu interpretieren.



Aufgegeben als reiner Portobrief in Dresden am 16.8.1849 lautete seine Anschrift: "An Herrn Georg Zeisner aus Würzburg d(er) Z(eit) in Alexandersbad bei Wunsiedel im Königr(eich) Baiern".

Die Dresdner Post hielt sich bei der Taxierung für ihre Strecke vornehm zurück, jedenfalls kann ich keine sächsische Taxe erkennen. In Hof kam er am Folgetag bei der Bahnhofs - Expedition (HOF B.E.) an und wurde mit 10 Kreuzern rechts taxierte, die wohl falsch waren, so dass man sie strich und mittig jetzt 9 Kreuzer notierte. Auf diesen, wie es die Vorschrift war, schlug man seinen späten Auslagestempel ab. Darunter vermerkte dann später einer 3 Kreuzer für Bayern von Hof bis Wunsiedel, so dass sich folgerichtig die links notierten 12 Kreuzer als Gesamtporto ergaben.

Dann lesen wir die Siegelseite: "Lang Längst abgereist" notierte auf recht ungewöhnliche Weise der Wunsiedeler Postexpeditor oder Briefträger am 19.8. Weil die 12 Kreuzer nicht kassierbar waren, musste der Brief zum Absender zurück gehen. So weit mir bekannt ist, galt auch mit Sachsen (PV von 1811) die Abmachung, die damals allgemeingültig war, dass nicht anbringliche Briefe ohne weitere Kosten zurück zu rechnen waren. Hier hat man aber die Kosten der Rücksendung von 12 Kreuzern angesetzt, was verwundert und sich m. E. nur so erklären lässt, dass ein Bote von Alexandersbad die Briefe in der Badesaison abholte, die mit Porto belasteten bezahlte und man ihm erst später mitteilte, dass der Badegast schon lange nicht mehr dort weilte.

Gab er einen solchen Brief zurück, hat man ihm wohl die 12 verauslagten Kreuzer wieder erstattet und jetzt den Brief als neue Briefaufgabe nach Dresden gewertet, womit dann tatsächlich 24 Kreuzer angefallen waren. Die Zahl 24 ist auch drei Mal auf dem Brief vermerkt, was darauf schließen lässt, dass sie richtig sein sollte.

Eine Reduktion in sächsische Neugroschen bzw. Neupfennige sehen ich aber auch nicht, jedenfalls nicht vorn; die Rötelkrüppel hinten deuten aber sehr auf sächsischen Ursprung hin. 24 Kreuzer wären ca. 7 Neugroschen und 3 Neupfennige. Die sehe ich aber nirgends.

Gerne höre ich mir andersweitige Interpretationen an.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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