Thema: Literatur: Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaften
fdoell Am: 04.08.2018 16:27:23 Gelesen: 55496# 46@  
Liebe Sammlerfreunde,

ich möchte der in [#26] geäußerten Ansicht, mit der öffentlichen Freigabe von jahrelang angesammelten Informationen schade man sich als ArGe mehr als dass man Nutzen hätte, einmal alternative Gedanken gegenüberstellen:

Die ArGe Baltikum e.V. ist 2016 aus einer Fusion der ArGe Estland e.V. und der ForGe Litauen e.V. entstanden, unter persönlichem Beitritt weiterer Mitglieder des ideellen (nicht eingetragenen) Vereins ForGe Lettland und der Niederländischen Filatelistengroep Het baltische Gebied (die jedoch noch weiter besteht).

Anlass der Fusion war der allerorten bekannte Mitgliederschwund, die zahlreichen vorhandenen Doppel- und Dreifachmitgliedschaften und die Bündelung der personellen Ressourcen zur Konzentration auf ein Mitteilungsblatt (BALTIKUM) und eine Webseite (arge-baltikum.de).

Von Anfang an wurde von den Verantwortlichen angestrebt, mit dem Mitteilungsblatt und der Website möglichst auch neue Interessenten für das Sammelgebiet zu gewinnen. Das gelang auch - allein im ersten Jahr kamen über 30 Mitglieder aus der ganzen Welt hinzu.

Ein Baustein dabei ist die Bereitstellung der bisherigen Mitteilungsblätter (MTB) der vier beteiligten Korporationen (soweit möglich, bei einer ging es aus rechtlichen Gründen nicht, weil die MTB in einem Verlag erschienen, der keine Erlaubnis zur Bereitstellung erteilte). Auch von der fusionierten ArGe Baltikum werden die MTB für jedermann zugänglich als PDF bereitgestellt, bis auf die letzten 3 Ausgaben (die erhalten nur die ArGe-Mitglieder).

Warum machen wir das so und nicht anders?

1. Die MTB werden über den BDPh den philatelistischen Bibliotheken zur Verfügung gestellt, von dort kann sie jeder ausleihen. Die Informationen sind also nicht geheim, sondern werden ohnehin veröffentlicht.

2. Die Hauptarbeit bei einem MTB ist es ja, dieses inhaltlich zusammenzustellen, mit den Autoren zusammenzuarbeiten bzw. solche zu gewinnen, die Abbildungen in vernünftigen Dateien zu erhalten, thematische Rückfragen zu klären, das ganze graphisch zu gestalten und zu lektorieren. Das machen die Mitglieder sowieso ehrenamtlich und unabhängig davon, was mit ihrer Arbeit weiter passiert. Ein kostenloses Bereitstellen von Informationen bringt also niemand um einen eventuellen „Lohn“.

3. Kosten entstehen beim Druck und Versand des MTBs. Für Mitglieder, die das in Papierform möchten (das ist die Mehrzahl) wird das über die Mitgliedsbeiträge finanziert (es gibt auch eine Mitgliedschaftsvariante mit geringerem Beitrag, bei der man nur die PDFs erhält). Darüber hinaus werden ca. 10-15 Mehrexemplare gedruckt, die auf Wunsch gegen Zahlung an Externe oder spätere Neumitglieder versandt werden. Diese Mehrexemplare sind i.d.R. nach wenigen Jahren verbraucht, so dass niemand teure Publikationen in größerer Auflage herumliegen hat und die Kosten durch Papierverkauf wieder hereinbekommen muss. Bei Bedarf kann man heutzutage sogar Kleinauflagen nachdrucken lassen und das kostet nicht viel mehr als beim ersten Mal.

4. Wer die neuesten Veröffentlichungen haben will, ist meist ohnehin so mit dem Baltikum-Virus infiziert, dass er Mitglied wird. Ansonsten muss man sich halt 1,5 Jahre gedulden.

5. Wir wollen Menschen primär für das Sammelgebiet und sekundär für die ArGe Baltikum begeistern und gewinnen. Die meisten neuen Mitglieder sammeln schon anderes und fühlen sich durch eine gute Präsentation der Einzelgebiete, der Länder allgemein, der vorhandenen Veröffentlichungen, der Links auf weitere Webs zu den Sammelgebieten und vieles mehr in unserer Webpräsenz (die über 70 Einzelseiten hat) angesprochen. Andere kommen über das Reisen in das Baltikum und Stichworte oder über historische Zusammenhänge auf unsere Webseite und damit erstmals zur Philatelie oder auch über Motive.

6. Wir gehen davon aus, dass wer bereitwillig Informationen gibt, die besten Voraussetzungen dafür bietet, auch Menschen anzusprechen, die das dankend annehmen und zu einem kleinen Teil ebenfalls bereit sind, Informationen über eigene Erkenntnisse in Form von aktiver Mitarbeit zu geben. Wir sind davon überzeugt, dass wir dafür die Hürden so niedrig wie möglich legen müssen. Unnötige Erschwernisse durch kostenpflichtigen Erwerb ehrenamtlich zusammengetragener Information sind aus unserer Sicht dafür kontraproduktiv.

7. Der Erfolg scheint uns Recht zu geben. Wir verzeichnen (nach der Fusion und mit dem neuen Web der ArGe sowie eigenen Mitteilungsblättern, die sich von denen der Vorläufergesellschaften inhaltlich und auch optisch gut unterscheiden) wachsende Mitgliederzahlen.

8. Sinn und Nutzen einer Abgabepolitik von Informationen nur gegen Geld müssen m.E. andere Ziele verfolgen. Unsere erreichen wir jedenfalls bislang mit unserer Methode ganz gut.


Mich würden andere Vorgehensweisen, ihre Ziele und ihre Erfolge interessieren. Letztere sollten aber auch ehrlich genannt werden; nur zu sagen, was man macht, ohne was man damit bezwecken möchte und bezweckt, nutzt m.E. für einen Informationsaustausch nicht so viel.

Herzliche Sammlergrüße

Friedhelm
 
Quelle: www.philaseiten.de
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