Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 07.08.2018 13:47:05 Gelesen: 267849# 300@  
Liebe Freunde,

lange habe ich nach einem gesucht - jetzt habe ich einen gefunden, so wie ich ihn haben wollte.

Wir erinnern uns, dass alle Ortsdaten bei den Halbkreisstempeln in der "Kurve", also dem oberen Teil zu stehen hatten. War der Ort kurz, war das kein Problem, war der Ortsnamen lang, rückten die eher dünnen Buchstaben eben etwas näher zusammen.

Aus der Lameng kenne ich nur einen Halbkreisstempel, bei dem das nicht mehr reichte: Schwarzenbach an der Saale.





Heute zeige ich einen sehr leckeren Brief mit einer Nr. 15 vom 7.9.1868 an die Firma Speiser & Haug in Sonthofen im Allgäu, der den Zusatz "A/S" zwischen dem Datum und "URG" zeigt, also hineingemurkst wurde. Diese Winkler Nr. 12a des Halbkreisers kennt Winkler nur 1863 (ich nicht) und 1869 und 1870. Bei einem mittleren Postort ist es sonderbar, dass ein Stempel 1863 zum Einsatz kam, dann aber erst wieder 1868, wie mein Brief beweist, um dann final 1870 abzutreten.

Darf ich die Sammlerfreunde bitten mal nachzuschauen, ob sie weiterführende Daten dieses Halbkreisstempels kennen/haben?

Gerne wüsste ich auch, ob es noch mehr Halbkreiser gibt, bei denen "Vergessenes" innen im Stempel nachgeholt wurde. Viele können es aber wohl nicht sein.

"On top", wie der Italiener sagt, lese ich noch im Inhalt folgendes: " ... die Beilage wollen Sie besorgen ...". Aha, also hat man dem Brief noch einen weiteren für einen Kunden im Raum Kempten beigeschlossen und damit eine Defraudation begangen, oder wie man Postbetrug damals nannte. Dann hätten wir ja schon 2 Contraventionen auf einen Schlag: Die bayerische Post vermurkst einen Dienststempel und ein Absender betrügt die Aufgabepost um 3 Kreuzer.

Liebe Grüsse von bayern klassisch (glücklich heute ob dieses Briefes!)
 
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