Thema: Private Mitglieder Notizen
Cantus Am: 08.08.2018 13:45:04 Gelesen: 257055# 806@  
@ jahlert [#805]

Hallo Wim,

auch von mir alles Gute zur möglichst baldigen Genesung. Bei uns "Alten" will der Körper leider nicht mehr so, wie er eigentlich funktionieren sollte. Das ist auch der Grund, warum ich mich hier in diesem Thema zu Wort melden wollte.

Mein Zeitmanagement funktioniert nicht mehr.

Ich nehme gegenwärtig jeden Tag acht verschiedene Medikamente ein, damit ich nicht den ganzen Tag als hilfloses Bündel Schmerzen irgendwo in einem Pflegebett verbringen muss. Diese vielen Medikamente haben aber auch Nebenwirkungen und die für mich wesentlichste davon ist ein nicht steuerbares Schlafbedürfnis. So bin ich irgendwann gestern abend nach dem Einloggen im Forum eingeschlafen und heute morgen das erste Mal gegen 6.00 Uhr mit stark schmerzender verdrehter Halswirbelsäule wach geworden. Diesen Schmerz, den die Medikamente nicht unterdrücken, habe ich jetzt so gegen 12.00 Uhr einigermaßen unter Kontrolle, auf dass ich mich auch um andere Dinge und nicht nur um meinen Körper kümmern kann. Nun bleiben mir etwa 10 Stunden für Anderes.

Davon opfere ich jeden Tag mindestens eine Stunde für die Philaseiten, für's Einscannen, Formatieren, Beiträge schreiben und insbesondere für die Rundsendungen, meistens aber mehr.

Dann rufen mich jeden Tag verschiedene Leute an, die ich überwiegend im Forum kennengelernt habe. Diese Anrufe kosten mich täglich im Schnitt 2 Stunden meiner knappen Wachzeit.

Unser Grundstück ist knapp 1.600 qm groß und mit einer abwechslungsreichen Mischung aus Bäumen, Sträuchern, Wildpflanzen, Obst, Gemüse und auch Blumen bewachsen - und hat von oben seit über vier Monaten nur an zwei Tagen Regen erlebt. Die Pflege und insbesondere Bewässerung des Grundstücks kostet mich jeden Tag mindestens zwei Stunden, oft aber mehr.

Die Versorgung durch den Pflegedienst, die Körperpflege und die Mahlzeiten dauern weitere zwei Stunden.

Es bleiben regelmäßig also drei Stunden für Anderes. Dazu gehören Schreiben an Ämter, Pflege der eigenen Sammlungen, etwas Fernsehen, ab und zu Surfen im Internet, Arztbesuche, ab und zu aushäusiges Essengehen, gelegentlich Besuche empfangen, Zeit mit der Ehefrau verbringen, Katzen und Igel versorgen, Artikel für Fachzeitschriften fertigen, Musik hören und Musikveranstaltungen vorbereiten, lesen, diverse Hausarbeit (meine Frau ist auch nicht mehr gesund) und Anderes mehr.

Wie man es auch dreht und wendet, die täglich verfügbare Zeit reicht einfach nicht mehr. Ich bin deshalb in der letzten Zeit seltener als Beitragsschreiber im Forum (lesen kann ich auch, ohne mich einzuloggen). Außerdem bitte ich die diversen Anrufer zu berücksichtigen, dass mir nur selten nach langdauernden Gesprächen zumute ist, denn meistens drücken im Hintergrund schon diverse Pflichten, die erledigt werden müssen. Und wer mit mir tauschen will oder mir Mails zuschickt oder sonstwie Kontakte sucht, muss ganz einfach eine Menge Geduld haben, denn auch sein Anliegen muss irgendwie zusätzlich in diesen drei Reststunden mit eingebunden werden.

Jetzt, nach der knappen Stunde des Schreibens, bin ich schon wieder so müde, dass mein Körper nach Schlaf zumute ist, aber auch wenn ich dem jetzt nicht nachgebe, so bin ich in dem halbwachen Zustand doch auch nicht zu Wichtigem fähig.

Seid also bitte so nett und nehmt darauf Rücksicht - oder kommt auf ein paar Tage her und helft bei manchen Tätigkeiten, die viel, viel Zeit kosten. Das Oderbruch ist zwar eine weitgehend sehr flache Landschaft, ähnlich den Gebieten in Ostfriesland mit immer wieder kleinen Kanälen und Wasserläufen, für Radfahrer aber gut geeignet, zumal es ausgebaute Radwanderwege und auch ausreichend Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Das Gebiet liegt nordöstlich zwischen Berlin und der deutschen Ostgrenze, die von der Oder gebildet wird.

Lediglich der öffentliche Nahverkehr ab Berlin zu uns, egal ob Bahn oder Bus, ist nicht so, wie Städter es gewohnt sind. Ab Berlin mit der Bahn dauert es bis zu uns mindestens zwei Stunden (Luftlinie vielleicht 60 km), vom Bahnhof bis zu unserem Haus sind es dann nur noch 6 km zu Fuß. Mit dem Bus dauert es ab Berlin mit Sicherheit länger, zumal nur morgens und abends je ein Mal ein Bus unser Dorf anfährt. Und ein Taxi, wie man es aus der Stadt gewohnt ist, gibt es bei uns nicht. In der Kreisstadt Seelow existieren drei Taxen, die fahren aber nur tagsüber und Seelow ist etwa 15 km entfernt, das wird dann eine teure Anfahrt. Es gibt zwar auch zwei private Transportunternehmen mit PKW, da muss man die Fahrten aber mindestens sieben Tage vorher anmelden, da sonst keine Kapazitäten verfügbar sind.

Ich denke mal, die beschriebenen Transportmöglichkeiten treffen auch auf viele andere ländlichen Regionen in Deutschland zu, die Besonderheit bei uns liegt aber darin, dass das Gebiet am östlichen Rand der Republik liegt und nicht irgendwo mitten in Deutschland, also eher schlecht erreichbar ist.

Für dich, Wim, hoffe ich, dass deine Krankheit nach einer gewissen Zeit der Rekonvaleszenz restlos ausheilt, was bei mir leider nicht der Fall sein wird, aber gemeinsam mit den vielen Anderen, die unser Hobby teilen, werden wir sicherlich noch viele nette Stunden im Rahmen der Philatelie verbringen.

Viele Grüße
Ingo
 
Quelle: www.philaseiten.de
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