Thema: Saalauktionen: Ergebnisse viel zu niedrig - wer ist schuld daran ?
Cantus Am: 08.08.2018 14:39:07 Gelesen: 30515# 83@  
@ KarlS [#81]

Hallo Karl,

wer seine Sammlung nur dadurch vergrößert, indem er ein Abonnement auf Neuheiten laufen hat, ist in meinen Augen kein Sammler, sondern ausschließlich ein Investor, wenn auch in der falschen Richtung, denn es ist ja schließlich seit mehr als einem Jahrzehnt bekannt, dass es aufgrund des natürlichen Ablebens immer weniger Sammler gibt, die sich für moderne Marken begeistern und dafür kräftig Geld ausgeben, insbesondere nicht für komplette Sammlungen, sondern eher für einzelne noch fehlende Marken oder Belege. Wer soll die Sammlungen denn kaufen, wenn alle schon alles haben, ausgenommen vielleicht die ersten teuren Marken? So, wie es kaum noch Briefmarkenhändler gibt, gibt es auch kaum noch Sammler.

Sammeln bedeutet suchen, forschen, finden und sich dann mit allen Einzelheiten beschäftigen, möglicherweise auch tauschen oder kaufen/verkaufen, auf jeden Fall aber nicht ausschließlich abonnieren. Ein Blick auf die Abonnements bei der Deutschen Post hat mit Sicherheit nichts damit zu tun festzustellen, wie viele aktive Sammler und mit welchen Sammelinteressen es heute noch in Deutschland gibt. Da wäre es viel sinnvoller, sich über einen gewissen Zeitraum von vielleicht zehn Jahren die Angebote verschiedener Auktionshäuser anzuschauen und dazu die Ergebnislisten zu studieren, so weiß man, was durchschnittlich zu welchem Preis verkauft wird und welches Auktionshaus mehr dem klassischen Bereich zuneigt oder wo auch moderne Masse (Bund/Berlin/DDR-Sammlungen gehören dazu) mit welchen Ergebnissen gehandelt wird.

Um dir dazu mal ein Beispiel zu geben: Ich habe vor etwa drei Jahren eine große Sammlung Ganzsachen mit etwa 14.000 verschiedenen Umschlägen über ein großes deutsches Auktionshaus verkauft, alle Umschläge einzeln in durchsichtigem Schutzumschlag und die gesamte Sammlung sauber chronologisch sortiert. Einzelne Umschläge hatte ich für 0,50 Euro kaufen können, viele aber einzeln für fünf bis sieben Euro. Der Durchschnittspreis im Ankauf lag etwa bei 2 Euro. Die gesamte Sammlung füllte sieben komplette Bananenkartons, es war also ein großer Posten.

Die Sammlung wurde zunächst für 1.500 Euro ausgerufen, fand in der Auktion aber keinen Käufer. Beim nächsten Auktionstermin wurde die Sammlung erneut, nun für 1.200 Euro angeboten und bei 1.800 Euro zugeschlagen, davon kamen dann nach Abzug der Auktionsgebühren 1.400 Euro bei mir an. Das hört sich zwar recht wenig an, ich habe aber die Gewissheit, dass der neue Besitzer seine Freude daran haben wird, und außerdem hatte mir die Beschäftigung mit dieser Sammlung über viele Jahre selber große Freude bereitet und das war das Geld doch wert. Andere Leute machen mit ihrem Geld teure Reisen, fahren große Autos, kaufen Schmuck oder Kunst oder Anderes mehr, aber auf jeden Fall ist deren Geld auch weg, ich dagegen hatte über lange Zeit eine befriedigende Beschäftigung, da sollte es um das Geld nicht schade sein.

Genau so solltest du mit dem Thema auch umgehen. Eine Briefmarkensammlung ist in erster Linie etwas, das sich hübsch anschauen lässt und dessen Einzelteile oft zu intensiver Beschäftigung einladen, das Geld sollte dabei völlig im Hintergrund stehen. Wenn du bei einem möglichen Verkauf dafür etwas bekommst, ist es gut, und wenn nicht, dann ist das eben auch ein Abschluss, der auf eine Zeit angenehmer Freizeitbeschäftigung folgt. Und wenn du dich einmal ganz allgemein online bei diversen Auktionshäusern umschauen willst, dann mache das über https://www.philasearch.com/de/index.html, da hast du eine reiche Auswahl.

Viele Grüße
Ingo
 
Quelle: www.philaseiten.de
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