Thema: (?) (687/689) Air Mail / Luftpost - Aufkleber, Labels, Eindrucke, Vermerke
saintex Am: 12.08.2018 13:52:23 Gelesen: 430611# 581@  
@ filunski [#580]

Hallo Peter,

Auch wenn Dein Luftpostbrief aus dem Jahr 1934 keinen Ankunftsstempel von Buenos Aires trägt,kann man nach meiner Ansicht davon ausgehen,dass der Brief auf der Trans-Ozean-Strecke Deutschland-Südamerika der Deutschen Lufthansa befördert wurde. Dies insbesondere deshalb, weil der Brief bei einem Gewicht von 66 Gramm (vgl. Gewichtsangabe links oben) mit 21,70 RM für eine Beförderung auf dieser Strecke portogerecht frankiert ist und vorderseitig der rote Flugpostbestätigungsstempel „DEUTSCHE LUFTPOST EUROPA – SÜDAMERIKA “ abgedruckt ist. Eine Beförderung mit dem Luftschiff scheidet im vorliegenden Fall aus, da sich LZ 127 Graf Zeppelin in der Zeit vom 07.09.1934 bis 11.09.1934 auf der Rückfahrt von Brasilien nach Deutschland befand[1] und daher den am 06.09 in Berlin aufgegebenen und nach Argentinien adressierten Luftpostbrief nicht in umgekehrter Richtung nach Südamerika befördern konnte.

Der am 06.09 in Berlin aufgegebene Brief wurde zunächst im Berliner Leitpostamt Berlin C 2 bearbeitet, wo der Brief rückseitig den Prüfungsstempel Berlin C 2 6.9.34 21-22 UB „L“ (=Luftpost) erhielt.

Der Luftpostbrief wurde dann dem nächsten erreichbaren TO-Flug der Lufthansa nach Südamerika zugeleitet. Dies war der wöchentliche TO-Flug ab Berlin Samstag 08.09.34 14:00 Uhr. Ab Berlin führte die Flugstrecke über Stuttgart, Sevilla und Las Palmas auf den Kanarischen Inseln nach Bathurst in Brit. Gambia, wo die Luftpost am Montag, 10.09.34 eintraf[2]. Die Luftpostsäcke wurden auf das im Hafen liegende, neu in Dienst gestellte Katapultschiff „Schwabenland“ gebracht und in den auf der Katapultbahn stehenden 10-Tonnen-Wal „Taifun“ (D-AKER) umgeladen.



(Das Katapultschiff „Schwabenland“ während des 2. Weltkriegs im Tarnschema der Kriegsmarine)

Nach zwei Tagen Fahrt in Richtung Ozeanmitte wurde der 10-to. Wal „Taifun“ am 12.09.1934 um sechs Uhr zwanzig auf der Position 8:45N, 21:36W von der Schwabenland mit der Luftpost Richtung Brasilien abgeschossen. Es handelte sich um den ersten Katapultstart von der „Schwabenland“ Richtung Südamerika[3].



(Abschuss eines Dornier 10-Tonnen-Wal von der MS „Schwabenland“)

Nach einer Flugzeit von 13 Stunden traf der „Taifun“ mit Deinem Luftpostbrief am 12.09. abends in Natal, Brasilien ein. Dort übernahmen Schwimmerflugzeuge der brasilianischen Fluggesellschaft Condor Syndicat des Typs Junkers W 34 den Weitertransport der Luftpost entlang der brasilianischen Ostküste Richtung Süden nach Buenos Aires, wo Dein Luftpostbrief am Freitag 14.09.1934 abends eintraf[4].

Der Luftpostbrief ist bei einem Gewicht von 66 Gramm mit 21,70 RM portogerecht frankiert. Der Betrag von 21,70 RM setzt sich wie folgt zusammen: 0,70 RM Auslandsbrief bis 80 Gramm (bis 20 Gramm 0.25 RM + 0.15 RM je weitere 20 Gramm) + Luftpostzuschlag bis Argentinien 21,00 RM (1.50 RM je 5 Gramm)[5].

Bei dem rückseitig links neben dem Prüfungsstempel des Postamtes Berlin C 2 abgedruckten Kreisstempel mit der Nummer 1977 handelt es sich um einen Briefträgerstempel, der nach der Ankunft des Briefes in Buenos Aires angebracht wurde.

MfG Wolfgang

Quellennachweise

[1] John Duggan/Jim Graue, Commercial Zeppelin Flights to South America 1995 Seite 49
[2] Rudolph Philipp, “Von Stuttgart nach Rio de Janeiro” Aufstellung der Flugdaten 1933-1939 Schriftenreihe des EAPC Band 12, 2010 Seite 86; James W. Graue/John Duggan, Deutsche Lufthansa South Atlantic Airmail Service 1934-1939, 2000 Seite 152
[3] Rudolp Philipp a.a.O., Graue /Duggan a.a.O.
[4] Graue/Duggan a.a.O.
[5] Michel Postgebühren-Handbuch Deutschland 2. Aufl. 2004; Luftpostliste Ausgabe September/Oktober 1934, herausgegeben vom Reichspostministerium
 
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