Thema: (?) (687/689) Air Mail / Luftpost - Aufkleber, Labels, Eindrucke, Vermerke
saintex Am: 12.08.2018 18:50:49 Gelesen: 430250# 584@  
@ filunski [#583]

Hallo Peter,
Hallo Detlev,

vielen Dank für die anerkennenden Worte.

Tatsächlich weist Peters Luftpostbrief noch eine weitere Besonderheit auf, die auch mir erst beim Ausarbeiten meiner Antwort [#581] aufgefallen ist.

Die mit der Deutschen Luftpost Europa-Südamerika beförderte Luftpost erhielt vorderseitig den Luftpostbestätigungsstempel DEUTSCHE LUFTPOST EUROPA-SÜDAMERIKA mit roter Stempelfarbe.

Zur Illustration nachfolgend zwei Luftpostbriefe aus meiner eigenen Sammlung:



Deutlich zu sehen ist, dass der Bestätigungsstempel im Doppelkreis rechts zwischen LUFTPOST und SÜDAMERIKA einen UB (Kleinbuchstabe „a“ bis „d“ oder *) enthält aus dem sich ergibt, wo der Luftpostbestätigungsstempel auf der Luftpostsendung aufgedruckt wurde. Im Jahr 1934 waren die UB wie folgt örtlich zugeordnet[1]:

a Berlin
b Friedrichshafen
c Friedrichshafen
* Stuttgart

Auch auf Peters Brief ist der rote Luftpostbestätigungsstempel angebracht. Da der Luftpostbrief in Berlin aufgegeben wurde und ausweislich des Poststempels des Leitpostamtes Berlin C 2 dort in der Luftpostabteilung bearbeitet wurde, wäre zu erwarten gewesen, dass der rote Luftpostbestätigungsstempel den UB „a“ trägt. Schaut man allerdings genauer hin – die Stempelfarbe ist an dieser Stelle etwas schwach – stellt man fest, dass der Flugpostbestätigungsstempel auf Peters Brief nicht den UB „a“ sondern den UB * trägt, was bedeutet, dass der Luftpostbestätigungsstempel auf Peters Brief nicht in Berlin sondern in Stuttgart aufgedruckt wurde.

Dies ist auf den ersten Blick sicher überraschend. Zwar machte die Lufthansa-Maschine zu Beginn des TO-Fluges am 08.09.34 gegen 15:30 Uhr eine Zwischenlandung in Stuttgart. Diese dauerte allerdings nur ca. 30 Minuten und diente allein der Ergänzung von Betriebsstoffen und der Aufnahme von Post und Fracht Richtung Südamerika,nicht aber der Nachbearbeitung von Luftpostsendungen.

Es war anscheinend so[2], dass das Postamt Berlin C 2 in den Tagen vor dem Postschluss in Berlin (Samstag 11:30 Uhr) aufgelieferte Luftpostsendungen (sog. Spätlingssendungen) – möglicherweise aus Kapazitätsgründen - in unbearbeitetem oder in nur vorgearbeitetem Zustand per Luft- oder Bahnpost an das Postamt Stuttgart 9 übersandte, das die weitere Bearbeitung der Südamerika-Luftpost aus Berlin übernahm und die Postsendungen daher auch mit dem in Stuttgart benutzten Luftpostbestätigungsstempel mit dem UB * bedruckte.

Jedenfalls ein weiterer Aspekt, der Peters Luftpostbrief außergewöhnlich macht.

Quellennachweise

[1] James W.Graue/John Duggan, Deutsche Lufthansa South Atlantic Airmail Service 1934-1939 Seite113
[2] Vgl. die bei Rudolf Philipp a.a.O. Seite 69ff. abgedruckte Korrespondenz zwischen dem Postamt Stuttgart 9 und dem Postamt Berlin C 2 bzw. der Reichspostdirektion Stuttgart wegen der Verfehlung des Anschlusses der aus Berlin zugeleiteten Spätlingssendungen zum TO-Flug vom 12.5.1934

MfG Wolfgang
 
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