Thema: Südafrika und Vorläufer: Ganzsachen
umdhlebe Am: 24.08.2018 13:20:19 Gelesen: 21085# 25@  
Hallo,

zu dem Thema habe ich einen Leckerbissen der besonderen Art:

Eine ungebrauchte Ganzsache aus dem Jahre 1872 aus der ersten "Südafrikanischen Republik", die ab 1870 eigene Marken herausgab, bevor sie 1878 zum ersten Mal von Großbritannien annektiert und mit dem heute geläufigeren Namen "Transvaal" belegt wurde.



Das besondere an der Besonderheit: sie ist falsch. Es handelt sich um einen Reprint, den der Hersteller der Druckplatten - Adolph Otto aus Güstrow in Mecklenburg-Schwerin - unautorisiert zum eigenen Vorteil hergestellt und über den Händler Julius Goldner in Hamburg in Umlauf gebracht hat. Er kam auf die Idee, als der Generalpostmeister der Südafrikanischen Republik, Friedrich Heinrich Jeppe - ein gebürtiger Rostocker - ihn bat, einen Teil der in südafrikanischem Auftrag gedruckten offiziellen Marken an Sammler zu verkaufen, um Einnahmen für die finanziell klamme Republik zu generieren. Adolph Otto tat dies - stellte dann aber auch sehr große Mengen von falschen Marken und falschen Ganzsachen von nachproduzierten Druckplatten her. Fast alle in Europa erhältlichen "Transvaal-Wappenzeichnungen" - auch die für teures Geld bei renommierten Auktionshäusern eingestellten - sind solche Nachdrucke.

Sie sind allerdings an zwei bis drei Kennzeichen zu erkennen:

1. Das "D" im Wort "EENDRAGT" in der unteren linken Schleife ist in allen Originalen höher als die restlichen Buchstaben und berührt meistens den Rand der Schleife.

2. Der Fahnenmast auf rechten Seite der unteren Schleife berührt das Wappenschild im Original nicht.

3. Das Auge des Adlers ist im Original ein Kreis (manchmal von Druckfarbe gefüllt), in den Nachdrucken hat dieses Auge keine klare Kontur. Dieses Kennzeichen ist nicht immer sicher zu erkennen, da viele Originale von schlechter Qualität sind. Der zweite Drucker war ein Amateur, und spätestens ab 1874 waren die Platten ziemlich abgenutzt, wurden aber bis 1883 weiterverwendet.

Auf den folgenden Scans ist das ganz gut zu erkennen (links die falsche Ganzsache, rechts eine echte Einzelmarke von 1875, SG no.66):



Die falschen Ganzsachen lassen sich zudem am falschen Format erkennen: Der vorliegende Umschlag ist 146x83 mm, dürfte aber nur 139x83 mm sein, wenn er echt wäre.

Gruß
umdhlebe
 
Quelle: www.philaseiten.de
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