Thema: Schweiz: Eingehende Briefe
SH-Sammler Am: 25.08.2018 17:09:56 Gelesen: 68985# 83@  
@ briefmarkenwirbler24 [#79]

Hallo Kevin,

Du hast hier wieder mal einen sonderbaren Beleg mit einigen Fragen dazu. Ein solcher Beleg kann wirklich nur im Team erarbeitet werden, wenn überhaupt.

Der Brief ist adressiert an Laura GOOD (nicht Joos). Im Schweizerischen Telefonverzeichnis gibt es diesen Namen etwa 1000 mal.

Die Taxierung erfolgte folgendermassen, dabei verwende ich Deine Taxangaben:
Fehlender Betrag, ausgehend von der doppelten österreichischen Brieftaxe (20 – 5 = 15 Nkr). 15 Neukreuzer, dividiert durch die einfache Brieftaxe von 10 Neukreuzern, multipliziert mit der einfachen schweizerischen Brieftaxe ins Ausland von 25 Rappen. Das ergibt 37 ½ Rappen welche aufgerundet wurden zu 40 Rappen. Diese Berechnungsart entspricht der UPU Regelung, welche zwar erst 1875 offiziell angewendet wurde. Warum ist denn neben der Marke die 12½ geschrieben? Da wurde fälschlicherweise mit der einfachen fehlenden Taxe gerechnet (5 / 10 x 25 anstelle von 15 / 10 x 25).

Nun zu den Taxvermerkstempeln „Bollo Insuficiente“ resp. zum französischen Stempel „Affr. Insuf.“ Der französische Stempel war auch in weiten Teilen der deutschsprachigen Schweiz im Einsatz, mit der Absicht, diesen auf Briefe in den französischsprachigen Landesteil zu verwenden. Es blieb jedoch nicht bei dieser Einschränkung. Der franz. Stempel wurde nach überall, also auch von/nach deutschsprachigen Orten angewendet. Aus dem Kanton Schaffhausen kenne ich (noch) keinen Abschlag des deutschsprachigen Stempels, dafür mehrmals den franz. Stempel in eine der Schaffhauser Landgemeinden. Und zudem war die offizielle UPU – Sprache (ab 1875) französisch.

Beim italienischen Stempel „Bollo Insuficiente“ wird es schwieriger. Im Stempelwerk gibt es bei der Stempelgruppe AW 16 eine ähnliche Abbildung mit dem Hinweis, dass es sich um einen ausländischen Stempel handeln könnte. Und jener Brief ging nach Navarra, Italien. Andere Schweizer Orte mit einem italienischsprachigen Stempel sind im Stempelwerk nicht aufgeführt. Nun die Frage: Wo kommt denn ein solcher Stempel auf den Brief? Da gibt es sicherlich 2 Möglichkeiten. Die erste wäre am Ort des Absenders oder aber dessen übergeordneter Poststelle. Die zweite Möglichkeit ergibt sich dort, wo der Brief mit dem Nachbarland ausgetauscht wurde.

Bei Deinem Brief sind die Zahlen 40 und 12½ nicht in der gleichen Farbe, also wurde die Nachberechnung an 2 Orten durchgeführt. Und einer dieser Orte hat höchstwahrscheinlich den „Bollo“ draufgegeben, wobei ich auf die Austauschstelle tippe. Ab dort wollte die Schweiz doch ihren Anteil an der Brieftaxe. Das waren 10 Rappen (= Inlandtaxe Schweiz). Da hat man gesehen, dass Österreich mit der 12½-er Taxierung draufgelegt hätte.

So, das wäre meine These. Ich will jedoch nicht behaupten, dass ich die Weisheit mit Eimern eingeflösst bekam. Auch meine These ist also „ohne Gewehr“ (die Aufsicht macht jetzt sicher wieder ein ä, ein Gewähr).

Viele Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
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