Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 26.08.2018 07:53:10 Gelesen: 266579# 311@  
Liebe Freunde der gepflegten Bayernphilatelie,

in diesem und anderen Threads spielen die Öffnungszeiten bei der bayerischen Post oftmals eine große Rolle und viele Sammler verstehen davon recht wenig bis gar nichts, wodurch die Interpretation ihrer Briefe gerne Schwierigkeiten bereitet.

Ich versuche hier mal, ohne auf eine konkretes Beispiel eingehen zu wollen, eine Erklärung, wer, wann, wo Poststücke aufgeben konnte.

Für die gesamte Kreuzerzeit galt folgendes:

Alle Hauptexpeditionen am Sitz der Bezirksämter = Hauptbriefpostexpeditionen, Hauptfahrpostexpeditionen und Hauptzeitungsexpeditionen hatten die Schalter von 8.00 bis 20.00 Uhr permanent geöffnet. Es gab keine Mittagspause!

Alle Postämter und Postverwaltungen waren von 8.00 bis 12.00 Uhr und dann wieder von 14.00 bis 19.00 Uhr geöffnet.

Alle Postexpeditonen (die Masse der Poststellen) waren von 8.00 bis 12.00 Uhr und dann wieder von 14.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.

An Sonn- und Feiertagen waren diese Öffnungszeiten reduziert, jedoch hatte auch die kleinste Postexpedition an allen Tagen von Weihnachten, Ostern, Pfingsten und dem Neujahr geöffnet!

Gewöhnliche Poststücke konnten noch bis 1/2 Stunde vor Postabgang bzw. Schalterschluß aufgegeben werden, Poststücke mit Sonderdiensten wie Einschreiben, Wertbriefe, Nachnahmen usw. mussten zwingend 1 Stunde vor Postabgang bzw. Schalterschluß aufgegeben werden.

Hierbei war zu beachten, dass die Pausenzeiten auch verkürzt (nicht verlängert!) werden konnten, wenn es der Dienstbetrieb sinnvoll erscheinen ließ.

Davon völlig getrennt zu sehen sind die Dienstzeiten des Personals bei der Post - diese konnten zu jeder von der Postverwaltung gewünschten Zeit notwendig sein, also auch Nacht- und Wochenenddienste beinhalten.

Beispiel: Wenn eine Kutsche oder ein Zug um 23.00 Uhr bei einer Poststelle mit Poststücken vorfuhr, musste sichergestellt sein, dass mindestens ein Packer und eine Aufsichtsperson anwesend war, der die Poststücke vom Zug in die Poststelle transportierten, um sie dort evtl. weiter zu bearbeiten. Auch dies galt für sämmtliche Sonn- und Feiertage.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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