Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 04.09.2018 12:55:14 Gelesen: 265054# 318@  
Liebe Freunde,

bei der Porto Nr. 1 finden wir, im Gegensatz zu den Nrn. 2 und 3, die ja fast zeitgleich bis zum Ende der Kreuzerzeit miteinander verwendet wurden, hin und wieder Belege und Marken, die allein mit einem Federzug entwertet wurden.



Zwar war die Entwertung dieser Portomarke nicht expressis verbis vorgeschrieben, aber das war die Entwertung anderer Bayernmarken auch nicht, wenn diese erschienen, so dass doch viele mit Mühlrad- und Ortsstempels annulliert wurden.

Meiner Meinung nach sind Belege mit attraktivem Federzug gar nicht so häufig, wie uns die Katalognotierung Glauben machen will, steht da doch ein Brief mit gestempelter Marke mit 1.100 Euro im eher hochpreisige Segment, während der gleiche Brief mit einer federzugentwerteten Marke lediglich bei 400 Euro angesiedelt ist.

Eine Parteisache aus Kemnach vom 25.5.1870 des Bezirksamtes Kemnath an die Gemeindeverwaltung Kaibitz, ca. 2 km von Kemnatz entfernt, zeigt eine nette Tintenentwertung "Mit 1 Beilage", war also über 1 - 15 Loth schwer.

Bei Parteisachen galt, im Gegensatz zu Briefen der Privaten, der günstigere Frankosatz, zu dem kein Strafporto dazu kam. So kosteten Portobriefe bis 1 Loth in Parteisachen nur 1 Kreuzer, solcher der Privaten aber 3 Kreuzer. Bei höherem Gewicht als Parteisache 2 Kreuzer, bei Privaten 6 Kreuzer!

Leider hatte die bayerische Post diese moderaten Gebühren nicht in 1 Kreuzer Portomarken ummünzen können, so dass schwere Parteisachen aus Gründen der Nominale bis zum März 1871 immer mit einem Kreuzer zuviel = 3 Kreuzer beklebt werden mussten. Erst mit dem 1.4.1871 trug man diesem Umstand Rechnung und emittierte endlich die passende 1 Kreuzermarke, die Nr. 2.

Dazu machte man oft Fehler bei der Taxierung und Behandlung von Parteisachen und klebte sogar hin und wieder Portomarken zu 6 Kreuzern auf die Briefe, was es bei der Briefpost so gar nicht geben konnte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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