Thema: Kleine Briefe: Wer kann den kleinsten Brief zeigen ?
Totalo-Flauti Am: 04.09.2018 18:13:05 Gelesen: 35542# 3@  
Lieber Kevin,

da möchte ich gleich mal ein Brief vom 05.07.1645 zeigen. Er hat die Maße 6,4 cm x 8,3 cm. Er bedeckt also eine Fläche von 53,12 cm².

Der Brief stammt aus Nürnberg und wurde über Leipzig nach Plötzkau gesandt. Der Empfänger Fürst August von Anhalt-Plötzkau war zu der Zeit Senior des Hauses Anhalt. Das Fürstentum Anhalt war seit 1606 zwischen den Brüdern August's, der zugunsten einer finanziellen Abfindung anfangs auf Land verzichtete, aufgeteilt worden. Später erhielt er doch noch von einem Bruder das Amt Plötzkau zum regieren.

Die Adresse lautet:

„Dem Durchlauchtigen Hochge- / borenen Fürsten und Herrn / Herrn August Fürsten zu / Anhalt, Grafen zu "?" / "?", Herrn zu Zerbst / und Bernburg, meinem / großen Fürsten und Herrn / Plötzkau / Leipzig Herrn Danieli Dick- / paule ein zuliefern.“

Die Notiz am untern Rand ist für mich wieder das Beste am Brief. Der Brief sollte ebenfalls dem Leipziger Postmeister Daniel Dickpaul oder auch Dickhaupt vorgelegt werden. Der Hallenser Dickpaul war zur Zeit der schwedischen Besetzung Leipzigs von 1643 bis nach dem Westfälischen Frieden 1648 durch die Schweden als Postmeister bestellt worden. Der sächsische Postpächter Christoph von Mühlbach wollte mit den Schweden nicht kooperieren und wurde erst wieder nach dem Abzug der Schweden wieder "ordentlicher" Postmeister zu Leipzig.

Die Vorlage beim Leipziger Postmeister erfolgte sicherlich auch deswegen, weil das Leipziger Oberpostamt auch eine Art Nachrichtenbörse war. Seit dem ersten schwedischen Postmeister wurde in Leipzig die "Ordinar Post und Zeitung, aus dem schwedischen Posthause zu Leipzig" regelmäßig ausgegeben. Den Inhalt des Briefes selbst hab ich noch nicht transkribieren können. Es muss sich aber um Nachrichten aus dem süddeutschen Raum handeln.

Wer das Datum 14.07.1645 auf der Briefvorderseite vermerkte, ist leider nicht klar deutlich. Ich vermute ja, das das der schwedische Postmeister Dickpaul war, um zu dokumentieren, wann der Brief weiter gesandt wurde.

Mit lieben Sammlergrüßen

Totalo-Flauti.






 
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