Thema: Altdeutschland Baden: Michel-Nr. 14 und deren Farbtönungen
Ben 11 Am: 23.09.2018 21:24:35 Gelesen: 10963# 12@  
@ Markus Pichl [#11]

In dieser zweiten Diskussion um Farben und ihre Unterschiede werden gleich zwei konkurrierende Methoden genannt und beschrieben. Beide haben deutliche Nachteile.

Die von Carsten Burkhardt vorgestellte Methoden nach W. Podien beruht auf der Auswertung der Remissionskurven, die bei einer Farbmessung aufgezeichnet werden. Mit der Bezeichnung "Kurvenstatistik" und Anwendung der Begriffe "Maxima", "Minima" und "Wendepunkte" wird der Bezug zur Differentialrechnung hergestellt. Leider lässt sich diese aber nicht anwenden, da keine differenzierbare Funktionsgleichung bekannt ist, sondern "nur" ein Datensatz mit Messwerten. Es dürfte sehr selten vorkommen, dass das Maximum des Datensatzes mit dem Maximum der tatsächlichen Funktionskurve übereinstimmt.

Es ist auch nicht sinnvoll, sich aus der Kurve nur einzelne Werte herauszugreifen und zu interpretieren, da nur die gesamte Kurve den Farbreiz erzeugt, den wir wahrnehmen.

Die Methode funktioniert zudem nicht bei Farben, die wir als gleich wahrnehmen, die aber unterschiedliche Remissionskurven haben. Diese Farben nennt man "bedingt gleiche Farben".

Die von Markus Pichl vorgestellte Methode nach J. Kraft verwendet den HSV-Farbraum. Dieser Farbraum wurde für elektrische Geräte geschaffen und hat den Zweck, die nicht selbstleuchtenden Körperfarben, z.B. einer Briefmarke, in selbstleuchtende Farben, z.B. eines Monitors, so umzurechnen, dass der Betrachter keinen Unterschied feststellt.

Bei der Unterscheidung der Farben ist dem Betrachter also nicht unbedingt geholfen. Es wäre vielleicht möglich, mit den ermittelten Farbwerten zu rechnen, vorausgesetzt, es findet eine richtige Farbmessung am Scanner statt. Die erste Frage wäre also, welche (Norm-)Lichtquelle verwendet dieser? Auch bei dieser Methode ist es nicht sinnvoll, nur einen Wert (den Farbwinkel) zu verwenden. Wieso sollte z.B. die Helligkeit keine Rolle spielen?

Beide Methoden stellen auch den unmittelbaren Bezug zur verwendeten Druckfarbe her. In der Farbmessung ist das jedoch nicht notwendig (und auch nicht möglich). Hier geht es allein um die Wahrnehmung des Farbeindruckes und seiner Unterscheidung. Bei einem Farbunterschied ist zu klären, wir groß dieser ist (am besten in Zahlen, da diese vergleichbar sind) und ab welcher Größe die zu vergleichende Farbe als neue Farbe gilt. Danach kann man erforschen, worauf sich dieser Unterschied begründet (z.B. auf das verwendete Papier).

Ich empfehle mal das Buch "Einführung in die Farbmetrik" von Manfred Richter als Einstieg in dieses Thema.

Viele Grüße
Ben.

[Redaktionell ergänzt: https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Richter_(Physiker) ]
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/11967
https://www.philaseiten.de/beitrag/187054