Thema: Deutsches Reich Feldpost WK 2: Ruhrkesselmarke und Post aus dem Ruhrkessel
Markus Pichl Am: 23.09.2018 23:07:30 Gelesen: 10136# 13@  
Feldpostmarken II. Weltkrieg: Michel-Nr. 17, die "Ruhrkesselmarke"

Hallo,

unter Feldpostmarken Michel-Nr. 17 ist die sogen. "Ruhrkesselmarke" im Michel-Katalog gelistet.

Sie war als Zulassungsmarke für einen geregelten Luftfeldpostdienst, der im Ruhrkessel eingeschlossenen Soldaten, vorgesehen. Infolge der sich überstürzenden Kriegsereignisse konnte ein solcher Luftfeldpostdienst nicht mehr realisiert werden. Es kam aber wohl dennoch damals zur Verteilung von Marken an Soldaten.

In postfrisch sieht eine echte Michel-Nr. 17 so aus:



Nun kam ein aus dem Ruhrkessel stammender portofreier Feldpostbrief, auf dem die Zulassungsmarke aufgeklebt und mit Feldpostnormstempel "c 13.4.45" abgestempelt wurde, während der 164. Dr. Reinhard Fischer Auktion zum Ausruf. Der Ausrufpreis war mit Euros 5.000.- taxiert und das Los bzw. der Brief konnte für einen Zuschlagspreis von Euros 5.300.- versteigert werden. Der vollständig erhaltene Inhalt des sehr seltenen Briefs datiert ebenfalls auf den 13.4.1945.

Bildquelle: Auktionshaus Dr. Reinhard Fischer (die Abbildung von dem Attest, des Prüfers Herrn Axel Dörrenbach VP, habe ich auf drei Bilder aufgeteilt).





Herrn Dörrenbach kenne ich seit der IBRA 1999 und seinen Sachverstand für Feldpostbelege aus dem II. Weltkrieg habe ich mehrfach positiv zu schätzen gelernt. Schon vor langer Zeit erzählte er mir über seine empirischen Untersuchungen zur Ruhrkesselmarke und den zeitgeschichtlichen Geschehnissen im Ruhrkessel selbst. Persönlich habe ich keinerlei Zweifel, an der Richtigkeit der im Attest gemachten Feststellungen und den Schlußfolgerungen.

Hier noch die vollständige Losbeschreibung, zu Los-Nr. 4858 der 164. Dr. Reinhard Fischer Auktion.

3 Pfg Hitler mit Aufdruck "Feldpost", Aushilfs-Zulassungsmarke für den Postverkehr der Heeresgruppe B, so genannte Ruhrkesselmarke auf Feldpostbrief, einer der ganz wenigen echten Briefe mit dieser Marke. Wir zitieren aus dem extrem ausführlichen Attest Dörrenbach VP (2018): "auf portofreiem Feldpostbrief des Obergefreiten Konrad Bömelburg ab Feldpostnummer 17 477 ( = Kranken-Kraftwagen-Zug 363) an seine Familie in Gräfinau-Angstedt (Thüringen). Der Kranken-Kraftwagen-Zug 363 gehörte zur 363. Volks-Grenadier-Division, die noch am 07.04.1945 an der Sieg südwestlich der Linie Waldbröl-Morsbach eingesetzt war und sich von dort in Richtung Gummersbach absetzte. Die vom Armeefeldpostmeister der 15. Panzerarmee veranlasste und durch Aufdruck ,Feldpost" auf 3-Pf-Hitler-Freimarken entstandene Zulassungsmarke ist in diesem Raum nachweislich verteilt worden. Die vorliegende Zulassungsmarke sowie der Feldpoststempel sind echt. Der Feldpostbrief - rückseitig mit Kalender - zeigt innen noch seinen vollständigen Mitteilungstext, der in seiner Plausibilität alle Nachprüfungen standhält ... Darüber hinaus konnte dank intensiver Nachforschungen die Schwiegertochter des Absenders ausfindig gemacht werden, die die Handschrift des Briefschreibers als die Ihres Schwiegervaters wieder erkannt und einerseits durch Vorlage einer Handschriftenprobe, andererseits anhand der familiären Details des Briefinhalts - insbesondere die darin genannten Personennamen - vollumfänglich bestätigt. ... Aufgrund der plausiblen Darstellung durch die Zeitzeugin ist der vorliegende Brief ... als bedarfsmäßige Verwendung des Ruhrkessel-Provisoriums anzuerkennen. Marke und Brief stellen somit eine große Seltenheit der deutschen Philatelie dar und sind zugleich ein bedeutendes postgeschichtliches Zeugnis vom Ende der militärischen Auseinandersetzung im Westen Deutschlands Mitte April 1945. Die Erhaltung des Feldpost-Faltbriefes- Zwei rückseitige leichte Falzspuren sind vorbehaltlos zu tolerieren - ist als einwandfrei zu bezeichnen." Laut Attest Dörrenbach gab es bisher keinen Beleg, dass diese Briefmarke als Luftpostmarke vorgesehen war, der Text im Brief spricht aber davon, dass die zugeteilten "Luftpostmarken ... einmal wieder ein Trost" seien. Dieser Brief "ist heute - nach mehr als 73 Jahren - die erste bekannt gewordene schriftliche Indikation, dass diese "Feldpost"-Aufdruck-Marken auf den 3-Pf.-Hitler-Postwertzeichen kurz vor der deutschen Kapitulation doch mit dem Versprechen einer vermeintlichen "Luftpostbeförderung" (aus dem Gebiet des damaligen Ruhrkessels) verteilt worden sind. Aufgrund der plausiblen Darstellung durch die Zeitzeugin ist der vorliegende Brief ... als bedarfsmäßige Verwendung des Ruhrkessel-Provisiorums anzuerkennen. Marke und Brief stellen somit eine große Seltenheit der deutschen Philatelie dar und sind zugleich ein bedeutendes postgeschichtliches Zeugnis vom Ende der mitlitärischen Auseinandersetzungen im Westen Deutschlands Mitte April 1945. Die Erhaltung des Feldpost-Faltbriefes - zwei rückseitige leichte Falzspuren sind sind vorbehaltlos zu tolerieren - ist als einwandfrei zu bezeichnen."

Beste Grüße
Markus
 
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