Thema: Deutsches Reich: Festung La Rochelle: Echt oder Mache ?
HEFO58 Am: 23.08.2009 12:15:02 Gelesen: 25101# 18@  
@ Briefmarkensammler [#16]

Hallo

Briefe wurden an diesem Tag bestimmt viele geschrieben, allerdings ist mit Sicherheit keiner als Feldpost befördert worden und erst recht nicht als Luftfeldpost. Die Festung La Rochelle hatte keinen Flugplatz, die einzige Landemöglichkeit bestand mit Wasserflugzeugen. Ein regulärer Feldpostverkehr war aber auch schon vor diesem Tag nicht mehr gegeben.

Nachfolgend ein Auszug aus der Dokumentation "Funktionsweise der deutschen Feldpost 1939 bis 1945"

Die Versorgung der Atlantikfestungen wird aus der Luft, per Schiff, teils per U-Boot betrieben. Nachschubgüter wie Feldpost werden in Abwurfbehältern von 250 kg und 1000 kg verpackt und über Festungsbereichen abgeworfen. Die Versorgungsflugzeuge der Atlantikfestungen können nur landen, wo Flugplätze vorhanden sind, zum Beispiel auf den Kanalinseln und auf der Festung St. Nazaire. Mitunter werden auch Wasserflugzeuge eingesetzt, die im Festungsbereich von La Rochelle wassern. Auch Kampfgeschwader übernehmen Versorgungsflüge.

Die Verbindung zu den eingeschlossenen Truppen ist auf den Ägäischen Inseln im Herbst 1944 sehr schlecht: Wenig Transportmaschinen stehen zur Verfügung. Maschinen stürzen zudem immer wieder aufgrund der Wetterbedingungen ab oder werden abgeschossen. Die Grundversorgung ist bereits so schwierig, dass die Feldpost zurückstehen muss. Daher wird für die eingeschlossenen Soldaten vom Oberkommando der Marine West ein Familien- und Kameradschaftsfunk eingerichtet: Die Marine-Nachrichtenabteilung Nord, Wilhelmshaven empfängt die Funksprüche aus Dünkirchen und von den Kanalinseln, die Marine-Nachrichtenkompanie Bernau bei Berlin bedient die Linie im Lorient und St. Nazaire, die Funkstation des Oberkommandos der Marine West bei Wiesbaden übernimmt die Funksprüche aus La Rochelle und der Gironde-Festung. Durch den Chef des Nachrichtenwesens des Oberkommandos des Heeres wird für die Inselbesatzungen ein "Kameradschaftsdienst Südost" als zusätzliche Nachrichtenübermittlung eingerichtet. Auf dem Funkwege können Grüße an Angehörige gesendet und auch empfangen werden. Fast ausschließlich nachts werden Kurzmitteilungen in verschlüsselter Form an die Angehörigen durchgegeben und von der Nachrichteneinheit in der Heimat in Kurztext übertragen, anschließend auf vorgedruckten Feldpostkarten in die Heimat weiterbefördert.

In umgekehrter Richtung müssen die Angehörigen über den damaligen Reichssender Wien Kurznachrichten per Postkarte mitteilen und durchgeben lassen. Die Nachrichten werden auf den Inseln in den Soldatenzeitungen "Veste Kreta" und "Wacht auf Rhodos" veröffentlicht oder via Inselfunk übermittelt. Am 21. September werden bereits über 300.000 Nachrichten aus den Festungen an Angehörige verteilt. Die Texte sind normiert und mit einer Chiffrenummer codiert. Die Übermittlungswege sind lang (sie führen unter Umständen über andere Länder) und kompliziert (Ver- und Entschlüsselungen), so dass eine dialogische Kommunikation zwischen den Korrespondenzpartnern nicht entstehen kann. Lediglich Lebenszeichen können übermittelt werden. Die Funkverbindung funktioniert in jedem Fall bis 21.2.1945, das exakte Ende des Funkdienstes ist nicht datiert.


Gruß
Helmut

Quelle: Museum für Kommunikation Berlin Bibliothek / Feldpostsammlung
Leipziger Str. 16, D - 10117 Berlin - Germany http://www.feldpostsammlung.de/feldpost-d.html
 
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