Thema: Alliierte Besetzung Britische Zone: Notausgaben ab 1945
sentawau Am: 28.09.2018 12:22:42 Gelesen: 68208# 85@  
@ alemannia [#83]
@ GSFreak [#84]

Notausgabe Hagen


Ja, das muss natürlich „Teilbarfrankatur“ heißen. Aber der 9.3.46 als Stempeldatum kann nicht sein, denn die Karte wurde am 26.3. geschrieben. Entweder ist der Stempel nicht vollständig abgeschlagen oder er wurde falsch eingestellt.

Nachfolgend wie versprochen die Hamburger Suchdienstkarte. Sie ähnelt etwas der später in der SBZ ausgegebenen Karte.



Natürlich ist das keine Ganzsache, sondern ein Formblatt. Aber es gibt gute Gründe, diese und einige andere in einer Sammlung der Notausgaben mit zu berücksichtigen. Das sah auch einst Dr. Jens Uwe Rixen so, seinerzeit ein Spezialist für die Notausgaben der britischen Zone, als er diesen Teil für die 2. Auflage (1980) von Meier zu Eissens "Borek Ganzsachen Spezialkatalog Deutschland ab 1933" bearbeitete. Unter ausdrücklichem Hinweis, dass es sich nicht um Ganzsachen handelt, gibt er auf S. 190 ff. eine ausführliche Zusammenstellung derartiger Postkartenformulare.

Der Grund für diese Ausgaben war, dass das Umland von Hamburg und Kiel mit Flüchtlingen aus dem Osten überfüllt war, die alle ihre Angehörigen benachrichtigen wollten. Dazu kamen fast zwei Millionen Soldaten der Wehrmacht, die vor den Russen in die Gefangenschaft der Briten geflüchtet waren. Die Briten verweigerten ihnen völkerrechtwidrig den Status von Kriegsgefangenen und behandelten sie als Internierte. Sie wurden in Sperrgebiete eingewiesen, wo sie sich relativ frei bewegen konnten. Um Unterbringung und Verpflegung kümmerten sich die Briten wenig. Die alten deutschen Befehlsstrukturen blieben erhalten. Die Sperrgebiete waren deutschen Generälen unterstellt. Die Begriffe „Korps v. Stockhausen“ und „Korps Witthöft“ tauchen oft auf Poststücken zur Bezeichnung dieser Sperrgebiete auf. Ich empfehle die Lektüre des Artikels „Britische Sperrgebiete in Norddeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg“ in der Wikipedia.

Für den enormen Schreibbedarf dieser Kriegsgefangenen wurden besondere Postkartenformulare hergestellt. Sie sind inzwischen nicht mehr häufig im Handel zu finden. Ich bilde nachfolgend einige dieser Formblätter ab.











Die als letzte abgebildete Karte von Remscheid an einen Kriegsgefangenen in Eutin gehört nicht dazu. Sie ist eine als Formular verwendete P 302F, die zu Recht portofrei befördert wurde.

Mit meinem Beitrag wollte ich nicht vom Thema Notpostkarten ablenken. Aber ich meine, die gezeigten Formularblätter gehören dazu, wenn man die postalischen Verhältnisse in den RPD Hamburg und Kiel darstellen will.

Gruß Sentawau.
 
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