Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 30.09.2018 09:02:54 Gelesen: 261798# 330@  
Liebe Freunde,

Briefe des Postvertrages vom 1.1.1822 zwischen Bayern und Frankreich sind vielfältig und interessant, vor allem dann, wenn man Portobriefe mit Frankobriefen vergleicht.



Heute zeige ich einen weit selteneren Frankobrief aus München vom 1.3.1847 nach Paris, bei dem der Aufgabebeamte zwar das Tagesdatum "1" falsch herum einsetzte, aber das war nicht der Kaufgrund. Dieser geht, neben der leckeren Optik, allein aus der Siegelseite hervor, die abzubilden vom Anbieter clever war, weil ich ihn sonst nicht beboten hätte.

Hinten lesen wir: 56 im Zähler und 36 im Nenner. Der Bayernspezialist weiß, dass in der Vormarkenzeit (VMZ) Bayern gehalten war, sein eigenes Franko als Nenner, das Weiterfranko für ausländische Posten, aber als Zähler schreiben sollte.

Demzufolge zahlte der Absender 36 Kreuzer für Bayern und 56 Kreuzer für Frankreich, in toto 92 Kreuzer = 1 Gulden und 32 Kreuzer. Das waren 18 mal Mittagstisch im München des Jahres 1847, um die Kaufkraftparität mal aufzuzeigen.

Wie setzen sich nun diese Franki zusammen? Ein einfacher bayerischer Brief wurde für die deutsche Strecke mit 18 Kreuzern je 1/2 Münchener Loth = 8,75 g berechnet. Demnach war der Brief bei einem Gewicht über 1/2 bis 1 Loth mit dem 1,5fachen = 27 Kreuzer und wie hier bei einem Gewicht über 1 bis 1,5 Loth mit 36 Kreuzern zu frankieren. Für Bayern war es also die 3. Gewichtsstufe über 17,5 bis 26,25 g.

Für Frankreich galten andere Gewichtsgrenzen, nämlich 7,5g. Der einfache Satz für Frankreich von der Grenze, hier Strasbourg, bis Paris belief sich auf 20 Kreuzer, jedoch war die Steigerung bei höheren Gewichten als dem Einfachen degressiv. Bis 7,5 g = 20 Kreuzer, über 7,5 bis 15 g + 18 Kreuzer, über 15 - 22,5 g + 18 Kreuzer, so dass wir hier bei 56 Kreuzern auch in der 3. Gewichtsstufe lagen, allerdings wog der Brief demnach über 17,5 g bis 22,5 g, weil er Einschlüsse enthielt.

Vorne sehen wir 2 Abschläge des P.P. - Stempels von München, die auswiesen, dass alles bezahlt worden war, den Vertragsstempel BAVIÈRE - STRASB. von Strasbourg und den 11 A.E.D. - Stempel von Strasbourg, damit Paris wusste, über welchen Leitweg der Brief instradiert worden war.

Strasbourg reduzierte die bayerischen 56 Kreuzer in 21 Decimes; 1 Decimes entsprach paritätisch 2,85 Kreuzern, so dass wir eigentlich nur auf 19,65 Decimes kommen sollten, aber gegenüber Bayern konnte man sich auch gerne mal etwas mehr herausnehmen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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